Mittwoch, 18. Juli 2007
Samstag abend in Frankfurt...
Tja, wenn man abends in Frankfurt gepflegt was trinken gehen möchte, ist guter Rat teuer. Weiß ja nicht, ob das nur mir so geht, aber ich kenne grad mal eine halbe Hand voll Kneipen, die einigermaßen annehmbar sind. Jedenfalls in Sachsenhausen bzw. am Mainufer. Ansonsten sind das alles meist Yuppie-Schuppen, in denen man Schickimicki-"Drinks" zu Schickimicki-"Food" seviert bekommt.

Und so kommt es, daß meine Freundin Sandra und ich am Samstag um halb 9 durch die Innenstadt laufen und ich keinen Plan hab', wohin wir am besten gehen können, um einfach nur zu sitzen, zu reden und - na klar - zu lästern. Da ich sonst nicht viel kenne in dieser Gegend hinter der Zeil, landen wir im "Alex". Das ist ein - ich sehe, Ihr passt auf! - ja, Yuppie-Schuppen. Aber immerhin ist das Essen gut, nicht übermäßig teuer und der Geräuschpegel hält sich auch in Grenzen. Nur mit dem Lästern hapert's. Denn die Leute, die hier sitzen, sind so...ähem..interessant... als wären alle vom Durchschnittlichkeitskongress direkt hierher gekommen. Seufz.

Das Aufregendste was hier passiert ist, daß ich vom Kellner...pardon..."Waiter" (Yuppiedeutsch! Anm. d. Redakt.) erfahre, daß mein "Banana Boat" eigentlich "Banana Shake" heißt und das ein Fehler auf der Karte sei. Uiuiuiuiuiui! Gut, daß ich das jetzt weiß! Sonst hätte mich das wohl noch bis zur Rente beschäftigt! Mit einem geräuschvollen Schlurpsen des letzten Restes Bananenmilchschaum aus meinem Glas nehme ich es zur Kenntnis.

Gegen halb 11 wird es immer voller und lauter und so beschließen wir, noch woandershin zu gehen. Da mir nichts besserers einfällt, schlage ich vor, zur Batschkapp zu fahren (kleine, feine Konzerthalle mit Kultstatus! Für alle die, die's nicht wissen.). Ja, ja, ich weiß! Man geht nicht in die Kapp vor Mitternacht oder sogar 1 Uhr! Aber was sollten wir machen?

Als wir am Eingang stehen, frage ich mal wieder, ob's denn immer noch so sei, daß man ohne Eintritt zu zahlen hinein komme, wenn man über 30 ist. Nach heftigem Nicken will ich schon vorbeilaufen, als das "Wunder von Frankfurt-Eschersheim" passiert: Der Mann mit dem Stempel will unsere Ausweise sehen!!! Mit einem leicht irren Grinsen im Gesicht und einem "Ja! Ja! Ja! Ja! Ja! Juhuuuu!" fuddele ich meinen Ausweis hervor und halte ihn dem Mann entgegen. Als er dann noch sagt, wir sähen wirklich nicht so aus wie 30, überlege ich, ob ich ihm einen Heiratsantrag machen soll. Doch dann kämpft sich der unangenehme Gedanke durch, daß er uns möglicherweise verarscht und ich streiche den Antrag. Trotzdem bedanke ich mich überschwenglich und fühle mich äußerst geschmeichelt. Nichtsdestotrotz beäuge ich den soeben erhaltenen Stempel auf meiner Hand erstmal mißtrauisch. Nicht, daß da jetzt "Senior" oder "Renterrabatt" draufsteht... Zum Glück lese ich ein halb verwischtes "Batschkapp". Puh.

Drinnen sind etwa 100 bis 150 Leute. Leider kaum einer über 22 wie ich das sehe. Jawoll. Welcome to the Pleasuredome! So ein Mist. Aber egal. Wir haben ja keinen Eintritt zahlen müssen, denn WIR sind zwar über 30, sehen aber nicht so aus! Fragt den netten Herrn mit dem Stempel! Der kennt sich aus!

Nachdem wir uns etwas zu trinken geschnappt haben, beobachten wir die Leute. Immerhin kann man ganz gut läst...äh...sich über die Anwesenden unterhalten. Da ist der ca. 20jährige mit dem hübschen Gesicht, der Haare bis zu den Hüften hat. Dann der höchstens 23jährige, der eine - Achtung! - Sonnenbrille trägt! Ich schwör's, wäre der irgendwo dagegen gerannt, ich hätte laut gelacht. Mit einer Gruppe Mittdreißiger (ha! Ich wette, DIE wurden NICHT nach ihren Ausweisen gefragt!) kommt ein ca. 50jähriger Mann herein, der einen Gürtel anhat, an dem eine kleine und eine etwas größere Tasche befestigt sind. Nun geht das Rätselraten los. Was ist da drin? Essbesteck und Pappteller? Handschellen und Peitsche? Spiegel und Kamm? Coregatabs und die Dritten? Ist das spannend! Allerdings fällt mir dann leider ein, daß da wahrscheinlich nur sein Handy und ein Palm drin sind und ich verliere das Interesse an dem Gürtel-Opa.

Als die Luft immer schlechter wird, weil völlig verraucht, und meine Augen anfangen zu brennen - ja, okay, ich bin halt doch nicht mehr zwanzig - verlassen wir die Kapp und beschließen aber bald mal wieder zu kommen. Erstens, um dann zu späterer Stunde das Publikum zu bestaunen und zweitens, weil ich testen will, ob unsere Ausweise dann wieder verlangt werden! Und wehe, wenn nicht! Dann wird's Zeit für die Faltencreme...

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