Mittwoch, 18. Juli 2007
Konzerte
hollygolightly30, 10:31h
Ich bin absolut kein Discogänger. Noch nie gewesen. Erst muß man sich am Eingang erniedrigen lassen, ob man überhaupt hinein darf oder nicht und wenn man erstmal drin ist, weiß man gar nicht, warum man überhaupt rein wollte. Ein ohrenbetäubendes Gepiepse, Lichteffekte, die einen fast erblinden lassen und weit und breit nichts als apathisch zappelnde Teenager. Ich bin zwar selbst gerade mal 31, fühle mich in solchen Momenten aber schon wie 50. Und das nicht erst jetzt, das war schon so als ich 16 war. Außerdem hat mir die Musik in Discos – Verzeihung, "Clubs" nennt sich das ja jetzt - noch nie so recht gefallen. Aus diesem Grund gehe ich mit meiner Freundin Susi regelmäßig auf Live-Konzerte. Da müssen nicht unbedingt bekannte Künstler spielen, unbekannte Lokalmatadoren sind meistens sogar besser. Heute sind wir mal bei einer Coverband der Red Hot Chili Peppers. Der Laden ist proppenvoll und wir wieder mal viel zu spät.
Nachdem wir uns einen Platz in der Menge gesichert haben, versuche ich, etwas von dem Treiben auf der Bühne zu erhaschen. Alles was ich zu sehen bekomme, sind eine Menge abstehender Ohren. Habt Ihr mal ein Rockkonzert besucht? Dann wisst Ihr auch sicher, dass alle Leute die vor einem stehen nur als Schattensilhouetten zu erkennen sind. Besonders, wenn die Spots in die Menge leuchten. Achtet mal auf die Ohren. Das sieht unheimlich dämlich aus. Wie zwei am Kopf angeschraubte Glühbirnen. Das bedeutet allerdings, dass man selbst von hinten auch so dämlich aussieht. Also merken: Auf Konzerten immer die Haare über die Ohren kämmen oder, falls Mangel an Haaren besteht, sich ganz hinten im Saal aufhalten (am besten an der Wand!)! Jedenfalls war auf unserem Konzert der Sound super, die Stimmung genial und ich beginne, mich etwas zu bewegen. Das heisst, ich wippe mit dem rechten Fuss. Mehr geht nicht, denn immer wieder schieben sich Leute an mir vorbei, um weiter nach vorne, aufs Klo oder zur Bar zu kommen.
Dies ist ein Phänomen auf Konzerten: Egal, wo ich mich hinstelle, sämtliche Besucher schieben sich an mir vorbei. Und zwar ausschliesslich an mir. Es ist, als ob ich einen gigantischen Pfeil auf meinem Rücken hätte, auf dem "Hier entlang" steht. An meiner Grösse kann es nicht liegen. Ich bin einsachtundsechzig. Sehe ich vielleicht so harmlos aus, dass jeder meint, "Da kommen wir leichter durch als bei dem Typ mit dem Totenkopf auf'm Arm!"? Mag sein. Aber mittlerweile habe ich einen kleinen Trick: Nach dem sich der zwanzigste Depp an mir vorbeigeschoben hat, fange ich an, richtig herumzuzappeln. Ich schleudere mit den Armen und hüpfe von einem Bein aufs andere. Zugegeben, es muss merkwürdig aussehen, aber immerhin habe ich jetzt einen Quadratmeter Platz für mich allein und es schieben sich auch nur noch ganz Mutige oder Besoffene an mir vorbei. So weit so gut. Leider kommt zwischen zwei Liedern von irgendwoher ein Typ, der mindestens einen Meter neunzig gross ist und steht jetzt genau vor meiner Nase. Neben ihn stellt sich einer, der nur unwesentlich kleiner ist. Jetzt sollte man meinen, ich könnte zwischen den beiden hindurchgucken. Jedoch haben diese beiden Herren wohl beschlossen, irgendwelche wichtigen Themen an Ort und Stelle auszudiskutieren, denn sie schreien sich abwechselnd gegenseitig ins Ohr, wobei sie die Köpfe zusammenstecken. Das sind weitere Phänomene: Widerum egal, wo ich auf Konzerten stehe, irgendwann taucht aus dem Nichts entweder ein Riese vor mir auf oder eine Frau mit langen Haaren, von denen ich später die Hälfte im Mund habe, weil sie es unbedingt für nötig erachtet, ihre Flusen ständig nach hinten zu schleudern. Irgendwann reicht es mir und ich zeige Susi mit einigen Gesten an, dass diese Quasselriesen mir tierisch auf die Nerven gingen. Ich tippe mir an die Stirn und zeige auf die beiden Männer. Als ich mich wieder umdrehe, sehe ich in vier erboste Augen. Für eine Hundertstelsekunde überlege ich, wegzurennen. Stattdessen mache ich ein empörtes Gesicht und deute auf die pogotanzende Menge vor uns. "Was für Idioten, oder?" schreie ich die beiden Hünen vor mir an. Ganz überzeugt habe ich sie wohl nicht, aber sie drehen sich – Gott sei Dank – wieder um. Das will ich nicht länger mitmachen und schiebe mich jetzt meinerseits durch die Menge bis ich an einem Plätzchen ankomme, von welchem aus ich endlich sehen kann. Gerade als ich beginne, mich zu entspannen, fällt mir auf, dass der Typ neben mir (ein schmierig aussehender Mittvierziger) mich nicht aus den Augen lässt. Och nööö, was will der denn? Geh' weg! Plötzlich hält der mir auch noch eine Packung Zigaretten unter die Nase. Das reicht mir nun völlig. Ich mache ein Gesicht, das tiefsten Ekel ausdrückt und schüttele energisch mit dem Kopf. Der Schmierlappen hat scheinbar verstanden und trollt sich. Soviel Intelligenz hätte ich dem jetzt gar nicht zugetraut. Endlich kann ich meine volle Konzentration wieder der Bühne widmen, wo sich in diesem Moment der Sänger sein T-Shirt vom Leib reisst. Was für ein Anblick, so ein schöner Mann. Leider dachten sich das wohl auch alle Mädels sämtlicher siebten bis neunten Klassen der hiesigen Realschule. Die wackeln nämlich gerade alle lasziv vor der Bühne herum, was ein Näher-herankommen unmöglich macht. Diese Biester können unheimlich gemein werden, wenn ihnen jemand etwas streitig macht. Also muß ich mich im Hintergrund halten. Ich kann warten, ich habe den Altersbonus. (Naja, im Moment ist es noch ein Bonus. In ein paar Jahren sieht die Sache wohl anders aus.) Ich bin schliesslich eher in der Altersklasse dieser Combo als zwei dieser Kleinis da vorne zusammen. Dieser Gedanke gefällt mir paradoxerweise und somit stehe ich zufrieden grinsend in der Menge und will gerade anfangen wieder alles zu schütteln, was ich habe. Aber – schwupp – steht schon wieder so ein Ein-Meter-Fünfzig kleines Wiesel vor mir – oder besser gesagt auf meinen Füssen. Die hüpft sich da einen ab als ob sie's bezahlt bekäme und ich muss befürchten, dass sie jeden Moment gegen meinen Kopf knallt. Zudem hat diese Tante auch noch ein Handtäschchen dabei, das sie sich blöderweise unter ihren Arm geklemmt hat. Igitt, jetzt läuft der ganze Achselschweiss an dem Ding runter. Ausserdem hüpft diese Trulla dabei immer noch ständig auf und ab, was bewirkt, dass ich alle zwei Sekunden die Kante ihrer Tasche in den Bauchnabel kriege! Auaaaaa! Jetzt werde ich echt sauer. Ich verschrenke meine Arme vor dem Körper und– ZACK – ist das Wiesel mit dem Täschchen dagegengeschnallt und bleibt hängen. Als sie sich umdreht halte ich die Arme zwar immer noch verschränkt, blicke aber ganz unschuldig in Richtung Bühne. Das scheint sie zu irritieren – oder sie hat Angst vor mir – jedenfalls: weg ist sie. Jahrelange Konzerterfahrung, Kleines! Da musst Du schon früher aufstehen! Was mir viel mehr Angst macht, ist die Meute neben mir, die meint, ausgerechnet jetzt wieder mit Pogo anfangen zu müssen. Als ob ich es geahnt hätte: Rumms, fliegt einer gegen mich wobei ich fast hinfalle. Wie uncool, so mit den Armen zu rudern um den Sturz abzufangen. Jetzt gucken bestimmt alle. Am liebsten will ich jetzt zurückrempeln. Aber ich möchte mir nicht die Knochen brechen. Knochen? Genau, also wieder die Ellenbogennummer. Diesmal halte ich meinen rechten Arm angewinkelt und warte auf den nächsten, der da angeflogen kommt, aber es kommt keiner mehr. Auch gut. Ja, ja, man hat ganz schön zu tun auf so einer Veranstaltung. Nix da mit einfach nur herumstehen oder tanzen!
Auch eine peinliche Sache, die leider immer mal wieder vorkommt: Das Lied ist fertig und ich gröhle und klatsche lauthals "Suuuuuper, juuuhuuuu, jaaaaahaaaaa!" KLATSCH, KLATSCH, KLATSCH! Aber alle anderen sind völlig ruhig und starren mich an. Ich meine sogar, auch die Leutchen auf der Bühne könnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Warum? Ja, weil das verdammte Lied noch gar nicht fertig ist! Was scheinbar alle ausser mir wussten. Eine peinliche Pause entsteht, in der ich am liebsten unter den nächsten Barhocker flüchten will. Aber schon geht's auch weiter mit dem Geschrubbe. Während ich mich also, peinlich berührt, möglichst still verhalte, gröhlen, klatschen und tanzen dafür jetzt alle Anderen weiter. Dass ich mir aber auch nie merken kann, wann diese doofen Songs ‚nen 'Break' machen!
Als das Konzert vorbei ist und wir ausgiebig Beifall geklatscht haben, machen wir uns auf den Weg zur Garderobe, um unsere Jacken zu holen. Wir stehen in der Schlange und giggeln noch ziemlich albern, wie wahnsinnig toll die Bandmitglieder doch aussehen, da geht neben uns eine Tür auf und eben diese ganze Combo latscht an uns vorbei. Der Sänger (MEIN Sänger!) sieht uns an und fragt freundlich "Warum geht Ihr denn schon?" Ich drehe mich um, weil da noch jemand hinter mir stehen muss. Das hat der jetzt nicht zu uns gesagt, oder? Aber hinter uns steht nur ein 100 Jahre alter Hippie mit glasigen Augen. Den alten Kiffer kann er nicht gemeint haben. Also gut, denk' nach, Yvonne! Warum gehst Du schon? Sag' was!!! "Weil..." Was weiss ich? Weil ich todmüde bin und mir alles weh tut! Aber das kann ich ja nicht sagen. "...hmm, tja...." stottere ich. Zu spät! Weg sind sie. Aus der Traum. Aaaaah! Warum ist mir nichts eingefallen? "Wieso? Lädst du uns denn noch auf 'nen Drink ein?", "Möchtest du, dass wir bleiben?", "Weil ich soviel Sexappeal nicht aushalte - LECHZ!". Es hätte ja nun wirklich genug Antworten gegeben. Aber nein. "...hmm, tja...." Sehr geistreich. Verdammter Mist! Zum Glück ist Susi auch nichts Besseres eingefallen, sonst könnte ich mir jetzt was anhören. Unwichtig zu erwähnen, dass wir nur noch unsere Jacken schnappen und nach draussen eilen. Nicht, ohne noch ein bisschen zu träumen, was-wäre-gewesen-wenn. Ja, was wäre gewesen, wenn uns eine gute Antwort eingefallen wäre? Wir trösten uns mit dem Gedanken, dass wir wahrscheinlich nur dumm dabei gesessen und gegiggelt hätten wie die Teenies.
Nachdem wir uns einen Platz in der Menge gesichert haben, versuche ich, etwas von dem Treiben auf der Bühne zu erhaschen. Alles was ich zu sehen bekomme, sind eine Menge abstehender Ohren. Habt Ihr mal ein Rockkonzert besucht? Dann wisst Ihr auch sicher, dass alle Leute die vor einem stehen nur als Schattensilhouetten zu erkennen sind. Besonders, wenn die Spots in die Menge leuchten. Achtet mal auf die Ohren. Das sieht unheimlich dämlich aus. Wie zwei am Kopf angeschraubte Glühbirnen. Das bedeutet allerdings, dass man selbst von hinten auch so dämlich aussieht. Also merken: Auf Konzerten immer die Haare über die Ohren kämmen oder, falls Mangel an Haaren besteht, sich ganz hinten im Saal aufhalten (am besten an der Wand!)! Jedenfalls war auf unserem Konzert der Sound super, die Stimmung genial und ich beginne, mich etwas zu bewegen. Das heisst, ich wippe mit dem rechten Fuss. Mehr geht nicht, denn immer wieder schieben sich Leute an mir vorbei, um weiter nach vorne, aufs Klo oder zur Bar zu kommen.
Dies ist ein Phänomen auf Konzerten: Egal, wo ich mich hinstelle, sämtliche Besucher schieben sich an mir vorbei. Und zwar ausschliesslich an mir. Es ist, als ob ich einen gigantischen Pfeil auf meinem Rücken hätte, auf dem "Hier entlang" steht. An meiner Grösse kann es nicht liegen. Ich bin einsachtundsechzig. Sehe ich vielleicht so harmlos aus, dass jeder meint, "Da kommen wir leichter durch als bei dem Typ mit dem Totenkopf auf'm Arm!"? Mag sein. Aber mittlerweile habe ich einen kleinen Trick: Nach dem sich der zwanzigste Depp an mir vorbeigeschoben hat, fange ich an, richtig herumzuzappeln. Ich schleudere mit den Armen und hüpfe von einem Bein aufs andere. Zugegeben, es muss merkwürdig aussehen, aber immerhin habe ich jetzt einen Quadratmeter Platz für mich allein und es schieben sich auch nur noch ganz Mutige oder Besoffene an mir vorbei. So weit so gut. Leider kommt zwischen zwei Liedern von irgendwoher ein Typ, der mindestens einen Meter neunzig gross ist und steht jetzt genau vor meiner Nase. Neben ihn stellt sich einer, der nur unwesentlich kleiner ist. Jetzt sollte man meinen, ich könnte zwischen den beiden hindurchgucken. Jedoch haben diese beiden Herren wohl beschlossen, irgendwelche wichtigen Themen an Ort und Stelle auszudiskutieren, denn sie schreien sich abwechselnd gegenseitig ins Ohr, wobei sie die Köpfe zusammenstecken. Das sind weitere Phänomene: Widerum egal, wo ich auf Konzerten stehe, irgendwann taucht aus dem Nichts entweder ein Riese vor mir auf oder eine Frau mit langen Haaren, von denen ich später die Hälfte im Mund habe, weil sie es unbedingt für nötig erachtet, ihre Flusen ständig nach hinten zu schleudern. Irgendwann reicht es mir und ich zeige Susi mit einigen Gesten an, dass diese Quasselriesen mir tierisch auf die Nerven gingen. Ich tippe mir an die Stirn und zeige auf die beiden Männer. Als ich mich wieder umdrehe, sehe ich in vier erboste Augen. Für eine Hundertstelsekunde überlege ich, wegzurennen. Stattdessen mache ich ein empörtes Gesicht und deute auf die pogotanzende Menge vor uns. "Was für Idioten, oder?" schreie ich die beiden Hünen vor mir an. Ganz überzeugt habe ich sie wohl nicht, aber sie drehen sich – Gott sei Dank – wieder um. Das will ich nicht länger mitmachen und schiebe mich jetzt meinerseits durch die Menge bis ich an einem Plätzchen ankomme, von welchem aus ich endlich sehen kann. Gerade als ich beginne, mich zu entspannen, fällt mir auf, dass der Typ neben mir (ein schmierig aussehender Mittvierziger) mich nicht aus den Augen lässt. Och nööö, was will der denn? Geh' weg! Plötzlich hält der mir auch noch eine Packung Zigaretten unter die Nase. Das reicht mir nun völlig. Ich mache ein Gesicht, das tiefsten Ekel ausdrückt und schüttele energisch mit dem Kopf. Der Schmierlappen hat scheinbar verstanden und trollt sich. Soviel Intelligenz hätte ich dem jetzt gar nicht zugetraut. Endlich kann ich meine volle Konzentration wieder der Bühne widmen, wo sich in diesem Moment der Sänger sein T-Shirt vom Leib reisst. Was für ein Anblick, so ein schöner Mann. Leider dachten sich das wohl auch alle Mädels sämtlicher siebten bis neunten Klassen der hiesigen Realschule. Die wackeln nämlich gerade alle lasziv vor der Bühne herum, was ein Näher-herankommen unmöglich macht. Diese Biester können unheimlich gemein werden, wenn ihnen jemand etwas streitig macht. Also muß ich mich im Hintergrund halten. Ich kann warten, ich habe den Altersbonus. (Naja, im Moment ist es noch ein Bonus. In ein paar Jahren sieht die Sache wohl anders aus.) Ich bin schliesslich eher in der Altersklasse dieser Combo als zwei dieser Kleinis da vorne zusammen. Dieser Gedanke gefällt mir paradoxerweise und somit stehe ich zufrieden grinsend in der Menge und will gerade anfangen wieder alles zu schütteln, was ich habe. Aber – schwupp – steht schon wieder so ein Ein-Meter-Fünfzig kleines Wiesel vor mir – oder besser gesagt auf meinen Füssen. Die hüpft sich da einen ab als ob sie's bezahlt bekäme und ich muss befürchten, dass sie jeden Moment gegen meinen Kopf knallt. Zudem hat diese Tante auch noch ein Handtäschchen dabei, das sie sich blöderweise unter ihren Arm geklemmt hat. Igitt, jetzt läuft der ganze Achselschweiss an dem Ding runter. Ausserdem hüpft diese Trulla dabei immer noch ständig auf und ab, was bewirkt, dass ich alle zwei Sekunden die Kante ihrer Tasche in den Bauchnabel kriege! Auaaaaa! Jetzt werde ich echt sauer. Ich verschrenke meine Arme vor dem Körper und– ZACK – ist das Wiesel mit dem Täschchen dagegengeschnallt und bleibt hängen. Als sie sich umdreht halte ich die Arme zwar immer noch verschränkt, blicke aber ganz unschuldig in Richtung Bühne. Das scheint sie zu irritieren – oder sie hat Angst vor mir – jedenfalls: weg ist sie. Jahrelange Konzerterfahrung, Kleines! Da musst Du schon früher aufstehen! Was mir viel mehr Angst macht, ist die Meute neben mir, die meint, ausgerechnet jetzt wieder mit Pogo anfangen zu müssen. Als ob ich es geahnt hätte: Rumms, fliegt einer gegen mich wobei ich fast hinfalle. Wie uncool, so mit den Armen zu rudern um den Sturz abzufangen. Jetzt gucken bestimmt alle. Am liebsten will ich jetzt zurückrempeln. Aber ich möchte mir nicht die Knochen brechen. Knochen? Genau, also wieder die Ellenbogennummer. Diesmal halte ich meinen rechten Arm angewinkelt und warte auf den nächsten, der da angeflogen kommt, aber es kommt keiner mehr. Auch gut. Ja, ja, man hat ganz schön zu tun auf so einer Veranstaltung. Nix da mit einfach nur herumstehen oder tanzen!
Auch eine peinliche Sache, die leider immer mal wieder vorkommt: Das Lied ist fertig und ich gröhle und klatsche lauthals "Suuuuuper, juuuhuuuu, jaaaaahaaaaa!" KLATSCH, KLATSCH, KLATSCH! Aber alle anderen sind völlig ruhig und starren mich an. Ich meine sogar, auch die Leutchen auf der Bühne könnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Warum? Ja, weil das verdammte Lied noch gar nicht fertig ist! Was scheinbar alle ausser mir wussten. Eine peinliche Pause entsteht, in der ich am liebsten unter den nächsten Barhocker flüchten will. Aber schon geht's auch weiter mit dem Geschrubbe. Während ich mich also, peinlich berührt, möglichst still verhalte, gröhlen, klatschen und tanzen dafür jetzt alle Anderen weiter. Dass ich mir aber auch nie merken kann, wann diese doofen Songs ‚nen 'Break' machen!
Als das Konzert vorbei ist und wir ausgiebig Beifall geklatscht haben, machen wir uns auf den Weg zur Garderobe, um unsere Jacken zu holen. Wir stehen in der Schlange und giggeln noch ziemlich albern, wie wahnsinnig toll die Bandmitglieder doch aussehen, da geht neben uns eine Tür auf und eben diese ganze Combo latscht an uns vorbei. Der Sänger (MEIN Sänger!) sieht uns an und fragt freundlich "Warum geht Ihr denn schon?" Ich drehe mich um, weil da noch jemand hinter mir stehen muss. Das hat der jetzt nicht zu uns gesagt, oder? Aber hinter uns steht nur ein 100 Jahre alter Hippie mit glasigen Augen. Den alten Kiffer kann er nicht gemeint haben. Also gut, denk' nach, Yvonne! Warum gehst Du schon? Sag' was!!! "Weil..." Was weiss ich? Weil ich todmüde bin und mir alles weh tut! Aber das kann ich ja nicht sagen. "...hmm, tja...." stottere ich. Zu spät! Weg sind sie. Aus der Traum. Aaaaah! Warum ist mir nichts eingefallen? "Wieso? Lädst du uns denn noch auf 'nen Drink ein?", "Möchtest du, dass wir bleiben?", "Weil ich soviel Sexappeal nicht aushalte - LECHZ!". Es hätte ja nun wirklich genug Antworten gegeben. Aber nein. "...hmm, tja...." Sehr geistreich. Verdammter Mist! Zum Glück ist Susi auch nichts Besseres eingefallen, sonst könnte ich mir jetzt was anhören. Unwichtig zu erwähnen, dass wir nur noch unsere Jacken schnappen und nach draussen eilen. Nicht, ohne noch ein bisschen zu träumen, was-wäre-gewesen-wenn. Ja, was wäre gewesen, wenn uns eine gute Antwort eingefallen wäre? Wir trösten uns mit dem Gedanken, dass wir wahrscheinlich nur dumm dabei gesessen und gegiggelt hätten wie die Teenies.
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