Mittwoch, 18. Juli 2007
IKEA
hollygolightly30, 10:41h
Wer geht nicht gern zu IKEA? Für mich ist ein Besuch im schwedischen Möbelhaus immer wieder ein Erlebnis.
Heute bin ich sogar nicht mal auf der Suche nach etwas Bestimmten. Aber das heisst nix. Ich 'suche' eigentlich nie direkt nach Irgendwas da drin, komme aber trotzdem immer mit 'nem hochvoll beladenen Einkaufswagen 'raus.
Es ist Donnerstag, 11 Uhr 30 und nicht besonders voll. "Nicht besonders voll" bedeutet bei IKEA, dass NUR 2/3 der Parkplätze belegt sind und in der Cafeteria noch 5 Plätze frei. *g* Mit mir geht noch ein Pulk von 10 Leuten gleichzeitig hinein, die sich alle sogleich alles schnappen, was es umsonst gibt: Kataloge, Maßbänder, mindestens 5 Bleistifte pro Nase und weil man ja nie wissen kann, auch noch den Uralt-Küchenkatalog! Mit all diesen Dingen bewaffnet stürmt die Meute die Treppe hinauf, als könnt' man sich da oben noch den ein oder anderen Sessel für lau unter'n Arm klemmen. Tz, tz. Ich nehm' mir - wie sich's gehört - nur EINEN Stift und EIN Band (für was weiß ich selbst nicht) und trotte hinterher.
Ca. 20 schnucklig eingerichtete "Räume" später finde ich mich in der Bettenabteilung wieder. Bei Bett NORESUND bleibe ich stehen und schau's mir genauer an. Nicht wegen dem Bett, aber die Bettwäsche sieht nett aus. Gerade als ich mir ein Kissen schnappe und es auf Flauschigkeit inspiziere, stellt sich ein Paar vor meine Nase. "Ei des is aach schee, Roswidda! Was meinste?" hesselt ein Mann mitte 30 sein Herzblatt an. Ich räuspere mich laut, weil der Kerl fast auf meinen Füßen steht. Das juckt in wenig. Er erzählt munter weiter: "Un' des däd aach schee do hinne nei passe, wo de Ding sein' Kruschel hat." Das ist MIR doch egal!!! Hau' ab, Du Heinz Schenk Südhessens! Als es mir zu blöd wird, schmeiße ich mich aus dem Stand in voller Länge mit einem lauten "WUPP!" auf NORESUND und meine liebgewonnene Bettwäsche. Heinz schreckt zurück und Roswidda zieht die Brauen hoch. Eins zu null für mich. Sie gehen. Als das Bett verdächtig anfängt, zu quietschen, steh' ich innerhalb einer halben Milisekunde wieder daneben und trolle mich. Ob's zusammengekracht ist? Keine Ahnung. Kann schon sein. Ich bin da aber schon um die nächste Ecke verschwunden.
Die Cafeteria ist gut besucht und ich hab' heute auch keine Lust auf Köttbullar oder Blaubeerkuchen mit anschließendem "Ich-hol-mir-noch-fünf-mal-Kaffee-damit-sich's-lohnt". Stattdessen umschiffe ich gekonnt drei bis fünf kreischende Kinder, die ich jeweils mit einem energischen "BUH!" zum Schweigen bringe und eile die Treppe hinunter. Wagen geschnappt - was eigentlich ein großer Fehler ist, denn nun MUSS ich was kaufen - und ab durch die Küchenabteilung. Am liebsten möchte ich alles mitnehmen: Die schönen grünen Tassen, die bunten Servietten, neues Besteck, die großen Teller... Nein! Ich schiebe den Wagen energisch vor mir her durch die Teppichabteilung bis ich in Unmengen von Stoffen und Gardinen stehe. Ich sehe mich um, werde dabei fast von zwei gerollten Teppichen umgehauen, die knapp an mir vorbeigeschoben werden und muß einer fahrenden Gardinenstange ausweichen bevor sie mir das Augenlicht nimmt. Vorsichtig kämpfe ich mich nun endlich zu meiner Bettwäsche vor und werfe sie in den Wagen. Kostet die nun wirklich nur 9 Euro 99? Wo ist der Scanner? Ah! Ich halte mit dem roten Laser auf den Strichcode und - nichts passiert. Ich scanne wild in der Gegend herum - auch den ein oder anderen Kunden sowie die Deckenbeleuchtung und mir ins Gesicht - aber nichts passiert. Das Ding ist kaputt. "Drecksding!" rufe ich viel zu laut und leg's wieder hin. Die Bettwäsche kommt trotzdem mit.
Vorbei an Aufbewahrungsboxen, Mülleimern, Seifenspendern, Lampenschirmen und Blumentöpfen durchquere ich die Lagerhalle auf dem Weg zur Kasse. In meinem Wagen befinden sich mittlerweile neben der Bettwäsche noch Aufbewahrungsboxen, ein Mülleimer, Seifenspender, Lampenschirm und Blumentopf. *g* Keine Ahnung, wie das alles da 'reinkommt!
In der 15 Meter langen Schlange an der Kasse beobachte ich die Leute: spindeldürre Studentinnen, die kaum ihre Stehlampe KNAPPA TULPAN tragen können, eine Familie hinter mir, dessen etwa 10jähriger Sohn abwechselnd plärrt: "Wenn die schneller wären, wären wir schon durch!" und "Krieg' ich 'nen Hot Dog? Krieg' ich?"...außerdem rempelt er mich ständig an, weil er immer wieder seinen Stoff-Hai SÖT nochmal angrabschen muß. (Kurz vor'm vierten Rempler mach' ich einen Ausfallschritt nach hinten, so daß er fast auf die Fresse fliegt. Höhöhö! Und Ruhe is'!) Dann stehen in den Kassenschlangen noch z. B. die Frau von der ich mir sicher bin, dass sie eigentlich ein Mann ist und Heinz und Roswidda sind natürlich auch am Start. Hätte ich sie übersehen, gehört hätte ich sie auf jeden Fall: "Ei nemm' doch emal des bleede Schrängsche da weg! Isch kimm ja gar net an den Deppisch draa!" Heinz ist ein begnadeter Entertainer, stelle ich fest. Der Showmaster der Schnellkasse! Und ein Gott am Softeisautomat, wie ich auch noch erfahre nachdem ich durch die Kasse bin. Als Roswidda nämlich 5 Minuten vor selbigem Automat steht, in der Hoffnung herauszufinden, wie sie an ein Eis kommt, eilt Heinz mit einer Eiswaffel in jeder Hand herbei, um seine Geliebte zu erlösen. "Jetzt nimmste gefälligst aane un' stellst die do nei und drückst uff's Knöppsche, Jesses naa!" haucht er märchenprinzengleich. Den könnteste mir auch nackig auf den Bauch binden, denke ich noch und packe derweil meinen Hot Dog WURSTMITBRÖTCHING mit Ketchup, Zwiebeln, Gurken und Mayo voll bis er 4cm höher ist. Maulsperre? Ich? Ach, woher!? Darin hab' ich Übung. Und schwupps ist das Ding vertilgt. Satt, arm und glücklich schiebe ich meinen EINKAUFWAGING zu meinem Auto GOLFING...
Heute bin ich sogar nicht mal auf der Suche nach etwas Bestimmten. Aber das heisst nix. Ich 'suche' eigentlich nie direkt nach Irgendwas da drin, komme aber trotzdem immer mit 'nem hochvoll beladenen Einkaufswagen 'raus.
Es ist Donnerstag, 11 Uhr 30 und nicht besonders voll. "Nicht besonders voll" bedeutet bei IKEA, dass NUR 2/3 der Parkplätze belegt sind und in der Cafeteria noch 5 Plätze frei. *g* Mit mir geht noch ein Pulk von 10 Leuten gleichzeitig hinein, die sich alle sogleich alles schnappen, was es umsonst gibt: Kataloge, Maßbänder, mindestens 5 Bleistifte pro Nase und weil man ja nie wissen kann, auch noch den Uralt-Küchenkatalog! Mit all diesen Dingen bewaffnet stürmt die Meute die Treppe hinauf, als könnt' man sich da oben noch den ein oder anderen Sessel für lau unter'n Arm klemmen. Tz, tz. Ich nehm' mir - wie sich's gehört - nur EINEN Stift und EIN Band (für was weiß ich selbst nicht) und trotte hinterher.
Ca. 20 schnucklig eingerichtete "Räume" später finde ich mich in der Bettenabteilung wieder. Bei Bett NORESUND bleibe ich stehen und schau's mir genauer an. Nicht wegen dem Bett, aber die Bettwäsche sieht nett aus. Gerade als ich mir ein Kissen schnappe und es auf Flauschigkeit inspiziere, stellt sich ein Paar vor meine Nase. "Ei des is aach schee, Roswidda! Was meinste?" hesselt ein Mann mitte 30 sein Herzblatt an. Ich räuspere mich laut, weil der Kerl fast auf meinen Füßen steht. Das juckt in wenig. Er erzählt munter weiter: "Un' des däd aach schee do hinne nei passe, wo de Ding sein' Kruschel hat." Das ist MIR doch egal!!! Hau' ab, Du Heinz Schenk Südhessens! Als es mir zu blöd wird, schmeiße ich mich aus dem Stand in voller Länge mit einem lauten "WUPP!" auf NORESUND und meine liebgewonnene Bettwäsche. Heinz schreckt zurück und Roswidda zieht die Brauen hoch. Eins zu null für mich. Sie gehen. Als das Bett verdächtig anfängt, zu quietschen, steh' ich innerhalb einer halben Milisekunde wieder daneben und trolle mich. Ob's zusammengekracht ist? Keine Ahnung. Kann schon sein. Ich bin da aber schon um die nächste Ecke verschwunden.
Die Cafeteria ist gut besucht und ich hab' heute auch keine Lust auf Köttbullar oder Blaubeerkuchen mit anschließendem "Ich-hol-mir-noch-fünf-mal-Kaffee-damit-sich's-lohnt". Stattdessen umschiffe ich gekonnt drei bis fünf kreischende Kinder, die ich jeweils mit einem energischen "BUH!" zum Schweigen bringe und eile die Treppe hinunter. Wagen geschnappt - was eigentlich ein großer Fehler ist, denn nun MUSS ich was kaufen - und ab durch die Küchenabteilung. Am liebsten möchte ich alles mitnehmen: Die schönen grünen Tassen, die bunten Servietten, neues Besteck, die großen Teller... Nein! Ich schiebe den Wagen energisch vor mir her durch die Teppichabteilung bis ich in Unmengen von Stoffen und Gardinen stehe. Ich sehe mich um, werde dabei fast von zwei gerollten Teppichen umgehauen, die knapp an mir vorbeigeschoben werden und muß einer fahrenden Gardinenstange ausweichen bevor sie mir das Augenlicht nimmt. Vorsichtig kämpfe ich mich nun endlich zu meiner Bettwäsche vor und werfe sie in den Wagen. Kostet die nun wirklich nur 9 Euro 99? Wo ist der Scanner? Ah! Ich halte mit dem roten Laser auf den Strichcode und - nichts passiert. Ich scanne wild in der Gegend herum - auch den ein oder anderen Kunden sowie die Deckenbeleuchtung und mir ins Gesicht - aber nichts passiert. Das Ding ist kaputt. "Drecksding!" rufe ich viel zu laut und leg's wieder hin. Die Bettwäsche kommt trotzdem mit.
Vorbei an Aufbewahrungsboxen, Mülleimern, Seifenspendern, Lampenschirmen und Blumentöpfen durchquere ich die Lagerhalle auf dem Weg zur Kasse. In meinem Wagen befinden sich mittlerweile neben der Bettwäsche noch Aufbewahrungsboxen, ein Mülleimer, Seifenspender, Lampenschirm und Blumentopf. *g* Keine Ahnung, wie das alles da 'reinkommt!
In der 15 Meter langen Schlange an der Kasse beobachte ich die Leute: spindeldürre Studentinnen, die kaum ihre Stehlampe KNAPPA TULPAN tragen können, eine Familie hinter mir, dessen etwa 10jähriger Sohn abwechselnd plärrt: "Wenn die schneller wären, wären wir schon durch!" und "Krieg' ich 'nen Hot Dog? Krieg' ich?"...außerdem rempelt er mich ständig an, weil er immer wieder seinen Stoff-Hai SÖT nochmal angrabschen muß. (Kurz vor'm vierten Rempler mach' ich einen Ausfallschritt nach hinten, so daß er fast auf die Fresse fliegt. Höhöhö! Und Ruhe is'!) Dann stehen in den Kassenschlangen noch z. B. die Frau von der ich mir sicher bin, dass sie eigentlich ein Mann ist und Heinz und Roswidda sind natürlich auch am Start. Hätte ich sie übersehen, gehört hätte ich sie auf jeden Fall: "Ei nemm' doch emal des bleede Schrängsche da weg! Isch kimm ja gar net an den Deppisch draa!" Heinz ist ein begnadeter Entertainer, stelle ich fest. Der Showmaster der Schnellkasse! Und ein Gott am Softeisautomat, wie ich auch noch erfahre nachdem ich durch die Kasse bin. Als Roswidda nämlich 5 Minuten vor selbigem Automat steht, in der Hoffnung herauszufinden, wie sie an ein Eis kommt, eilt Heinz mit einer Eiswaffel in jeder Hand herbei, um seine Geliebte zu erlösen. "Jetzt nimmste gefälligst aane un' stellst die do nei und drückst uff's Knöppsche, Jesses naa!" haucht er märchenprinzengleich. Den könnteste mir auch nackig auf den Bauch binden, denke ich noch und packe derweil meinen Hot Dog WURSTMITBRÖTCHING mit Ketchup, Zwiebeln, Gurken und Mayo voll bis er 4cm höher ist. Maulsperre? Ich? Ach, woher!? Darin hab' ich Übung. Und schwupps ist das Ding vertilgt. Satt, arm und glücklich schiebe ich meinen EINKAUFWAGING zu meinem Auto GOLFING...
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Sauberkeit muss sein...
hollygolightly30, 10:41h
Zum Zahnarzt geht ja keiner gern. Wobei...ich kenn' tatsächlich Leute, denen das gar nichts ausmacht. Wie mein Bruder zum Beispiel: Der huscht in die Praxis, lässt seine Zähne untersuchen und huscht wieder hinaus.
ICH dagegen brauch' dort nur den Geruch von Desinfektionsmittel und Gebissabruckpaste einzuatmen, schon ist in meinem Mund scheinbar alles kariös...
Heute bin ich schon zum dritten Mal innerhalb 3 Wochen bei meinem Zahnarzt. Erst hatte er mir eröffnet, dass mein Zahnfleisch viel zu weit zurückgegangen sei und hat geröntgt wie wild (Kennt Ihr die Szene aus SAW I, wo die Trutschel die umgekehrte Bärenfalle auf hat? So sah ich dabei aus...). Beim zweiten Mal hat er mir zwei Füllungen...äh...quasi 'REINBETONIERT! GEZIMMERT! GEMAUERT! Von vorsichtiger Befüllung konnte da jedenfalls keine Rede sein. Bauer!!
Und nun wird's immer lustiger in der Praxis! Nein, kein Lachgas. Ich meine, weil jetzt die "abwechslungsreichen" Behandlungen losgehen. Heute sitze ich jedenfalls (und das schon seit über einer halben Stunde) im Wartezimmer und warte darauf, dass mir die Zähne professionell gereinigt werden. Eigentlich eine Frechheit! Das heisst ja im Grunde nur, dass ich zu doof zum Zähneputzen bin. Etwas niedergeschlagen ob dieser Erkenntnis blättere ich mich durch die Bunte und Auto Motor Sport. Als das Wartezimmer komplett geleert ist, werde ich endlich gerufen. Vor lauter Schreck fällt mir fast das Heft aus der Hand. Ich kann's gerade noch auffangen, was ein geräuschvolles Fleddern verursacht. Mit einem mitleidigen Blick deutet mir die Sprechstundenhilfe an, ihr zu folgen.
Was jetzt kommt, grenzt schon an Demütigung. - Statt, dass es sogleich an's Reinigen geht, werden mir mit Hilfe einer Tinktur erstmal die Zähne eingepinselt damit ich sehen kann, wie schlimm der Bakterienbefall ist. Als ob mich das interessieren würde! Ich muss mir einen Spiegel vor's Gesicht halten und mir ansehen, dass meine Zähne in den schönsten Pink- und Blautönen leuchten. Ja, fantastisch! Ich seh' aus, als hätte ich tierisch auf's Maul bekommen... "Das werd' wieda saubä, keine Angst." sagt die Frau mit dem Mundschutz. Wohl, weil ich sehr entsetzt dreinschaue. Jedenfalls bedeuten diese Farben anscheinend eine äusserst ausschweifende Bakterienparty in meinem Mund. Mach's tot, denke ich mir und harre der Dinge, die da kommmen mögen.
Aber - jetzt geht's immer noch nicht los! Nein, nein! Die Dame packt sich nur Zahbürste, - pasta und noch so einiges und setzt mich davon in Kenntnis, dass ich mir mein Leben lang die Zähne falsch geputzt habe. Schön, dass ich das schon mit 31 erfahre und nicht erst mit 80. Da geht doch noch was! "Satt aufsetzen!" sagt sie und klatscht mir die Bürste gegen die Vorderzähne noch bevor ich überhaupt den Mund richtig aufgemacht hab'. Dann fängt sie an, kreisförmig zu schrubben, wobei sie fast singt "und eins, zwei, drei,.....". Das geht dann bis 10 und sie nimmt sich das nächste Drittel vor. Später muss ich dann selbst weitermachen. Klar. Wahrscheinlich wird "beputzt" werden nur für 5 bis 8 Zähne von der Krankenkasse übernommen... Also putze ich und putze, komme mir dabei saudämlich vor, die Zahnarztfrau geht mit einem "isch bin gleisch wieda da" vor die Tür und ich putze weiter. Die Tür geht wieder auf - ich putze - eine andere Sprechstundenhilfe kommt herein - ich putze - sie sagt "hallo!" und kruschelt herum, ich presse ein "ao" durch den Schaum und putze weiter. Außerdem möchte ich mich jetzt gerne in Luft auflösen. In diesem Moment kommt die Mundschutzfrau wieder herein und ich bin auch fertig mit der Schrubberei.
Es geht aber immer noch nicht los. Ich verzweifel' bald! Nun kommt sie mir mit Zahnseide. "Mund auf!" ruft sie und schon hab' ich einen Faden zwischen den unteren Vorderzähnen. PLOPP! ist er wieder draussen und im nächsten Zwischenraum verschwunden. Auch das muss ich mir im Spiegel mit ansehen. Ich will hier weg. Außerdem fällt mir ein, dass ich von nun an mindestens 10 Minuten für's Zähneputzen brauchen werde! Das sind 20 Minuten am Tag! Über 2 Stunden in der Woche!! Über 9 Stunden im Monat!!! Und 112 Stunden im Jahr!!!! Das heisst, ich werden in den nächsten 30 Jahren fast 5 Monate davon mit Zähneputzen beschäftigt sein!!!!! Da wäre ein Gebiss direkt die faulere Lösung: Coregatabs ins Glas und Zähne hinterher! Fertig.
Mit einem "So!" reisst die Reinigungskraft mich aus meinen Überlegungen und reibt sich die behandschuhten Hände. Es geht los, freue ich mich und wackele ungeduldig auf dem Behandlungsstuhl herum. "Des is' eischentlich sehr angenehm." Spricht's und beginnt mir Anweisungen zu geben während sie mit irgendeinem Gerät an meinem Zahnfleisch 'rumkratzt. "Zu mir drehen! Zum Fenster! Zu mir! Weiter auf! Locker lassen! Das ist zu locker!..." Würde es nicht so weh tun, was sie da macht, würde ich direkt ins Schwitzen kommen bei all dem Kopfgedrehe und der Mundgymnastik.
Als ich endlich ausspülen darf (und das tue ich ausgiebig) kommt das Blut nur so geschossen. Ist mir schlecht. Was hat die getan? Mich aufgeschlitzt? Hab' ich der vielleicht irgendwann mal die Vorfahrt genommen? Als ich so vor mich hin grübele, zückt die Zahnfee schon den Polierer und klatscht tüchtig Pampe drauf. "Augen zu!" Zack! hab' ich das Ding im Mund und mir vibriert der Kopf. "Geht's?" fragt die Sadistenfee und ich mache nur "äääh", was sie als JA interpretiert und energisch weiterpoliert.
Völlig durchgeschüttelt liege ich da und will nur noch weg. "Ausspülen bitte! Bis alles draussen ist!" flötet die Zahnkröte. Einen kurzen Moment lang befürchte ich, dass auch meine Zähne gleich im Spuckbecken liegen. Aber nein, es kommt nur blauer Bröckelpamps. "Jetzt mach' isch noch en Fluor-Lack drüber un' des war's." ruft die Herrin über die Reinigungsmittel. Halleluja, denk' ich und hab' schon den Lack auf der Kauleiste. Und der schmeckt ekelerregend!! Brrrrrr. Wenn's schön macht, denke ich und halte tapfer aus.
Als ich nach dem gefühlten 250sten Mal Ausspülen endlich wieder aufstehen darf und aus der Tür flüchten will, ruft meine persönliche Zahnkosmetikerin mich wieder zurück, ich solle doch noch mal in den Spiegel schauen. "Sie ham da noch bissi was im G'sischt hänge." Ich reisse die Augen auf, drehe mich zum Spiegel und siehe da - ich hab' den blauen Pamps noch an der Backe und über dem rechten Auge! Wie peinlich! Wenn ich nun so nach Hause gefahren wäre! Wäre eventuell noch in den Supermarkt, hätte fröhlich den Nachbarn noch einen schönen Abend gewünscht und alles mit der Spachtelmasse in der Fratz!
Als ich den Praxisflur in Richtung Ausgang entlangschlurfe, bekomme ich noch mit, wie ein geschäftsmannartiger Typ an mir vorbeihechtet, um die Zahnputzfachkraft aufs Übelste zu beschimpfen: "Ich muss um HALB SECHS am FLUGHAFEN sein!!!" Mehr bekomme ich nicht mit, denn dann schliesst sich die Tür zur Folterkammer hinter ihm. Na, der kann jetzt was erleben, denke ich noch und bekomme gesagt, dass beim nächsten Mal meine Weisheitszähne herausgemeißelt werden...
To be continued.
ICH dagegen brauch' dort nur den Geruch von Desinfektionsmittel und Gebissabruckpaste einzuatmen, schon ist in meinem Mund scheinbar alles kariös...
Heute bin ich schon zum dritten Mal innerhalb 3 Wochen bei meinem Zahnarzt. Erst hatte er mir eröffnet, dass mein Zahnfleisch viel zu weit zurückgegangen sei und hat geröntgt wie wild (Kennt Ihr die Szene aus SAW I, wo die Trutschel die umgekehrte Bärenfalle auf hat? So sah ich dabei aus...). Beim zweiten Mal hat er mir zwei Füllungen...äh...quasi 'REINBETONIERT! GEZIMMERT! GEMAUERT! Von vorsichtiger Befüllung konnte da jedenfalls keine Rede sein. Bauer!!
Und nun wird's immer lustiger in der Praxis! Nein, kein Lachgas. Ich meine, weil jetzt die "abwechslungsreichen" Behandlungen losgehen. Heute sitze ich jedenfalls (und das schon seit über einer halben Stunde) im Wartezimmer und warte darauf, dass mir die Zähne professionell gereinigt werden. Eigentlich eine Frechheit! Das heisst ja im Grunde nur, dass ich zu doof zum Zähneputzen bin. Etwas niedergeschlagen ob dieser Erkenntnis blättere ich mich durch die Bunte und Auto Motor Sport. Als das Wartezimmer komplett geleert ist, werde ich endlich gerufen. Vor lauter Schreck fällt mir fast das Heft aus der Hand. Ich kann's gerade noch auffangen, was ein geräuschvolles Fleddern verursacht. Mit einem mitleidigen Blick deutet mir die Sprechstundenhilfe an, ihr zu folgen.
Was jetzt kommt, grenzt schon an Demütigung. - Statt, dass es sogleich an's Reinigen geht, werden mir mit Hilfe einer Tinktur erstmal die Zähne eingepinselt damit ich sehen kann, wie schlimm der Bakterienbefall ist. Als ob mich das interessieren würde! Ich muss mir einen Spiegel vor's Gesicht halten und mir ansehen, dass meine Zähne in den schönsten Pink- und Blautönen leuchten. Ja, fantastisch! Ich seh' aus, als hätte ich tierisch auf's Maul bekommen... "Das werd' wieda saubä, keine Angst." sagt die Frau mit dem Mundschutz. Wohl, weil ich sehr entsetzt dreinschaue. Jedenfalls bedeuten diese Farben anscheinend eine äusserst ausschweifende Bakterienparty in meinem Mund. Mach's tot, denke ich mir und harre der Dinge, die da kommmen mögen.
Aber - jetzt geht's immer noch nicht los! Nein, nein! Die Dame packt sich nur Zahbürste, - pasta und noch so einiges und setzt mich davon in Kenntnis, dass ich mir mein Leben lang die Zähne falsch geputzt habe. Schön, dass ich das schon mit 31 erfahre und nicht erst mit 80. Da geht doch noch was! "Satt aufsetzen!" sagt sie und klatscht mir die Bürste gegen die Vorderzähne noch bevor ich überhaupt den Mund richtig aufgemacht hab'. Dann fängt sie an, kreisförmig zu schrubben, wobei sie fast singt "und eins, zwei, drei,.....". Das geht dann bis 10 und sie nimmt sich das nächste Drittel vor. Später muss ich dann selbst weitermachen. Klar. Wahrscheinlich wird "beputzt" werden nur für 5 bis 8 Zähne von der Krankenkasse übernommen... Also putze ich und putze, komme mir dabei saudämlich vor, die Zahnarztfrau geht mit einem "isch bin gleisch wieda da" vor die Tür und ich putze weiter. Die Tür geht wieder auf - ich putze - eine andere Sprechstundenhilfe kommt herein - ich putze - sie sagt "hallo!" und kruschelt herum, ich presse ein "ao" durch den Schaum und putze weiter. Außerdem möchte ich mich jetzt gerne in Luft auflösen. In diesem Moment kommt die Mundschutzfrau wieder herein und ich bin auch fertig mit der Schrubberei.
Es geht aber immer noch nicht los. Ich verzweifel' bald! Nun kommt sie mir mit Zahnseide. "Mund auf!" ruft sie und schon hab' ich einen Faden zwischen den unteren Vorderzähnen. PLOPP! ist er wieder draussen und im nächsten Zwischenraum verschwunden. Auch das muss ich mir im Spiegel mit ansehen. Ich will hier weg. Außerdem fällt mir ein, dass ich von nun an mindestens 10 Minuten für's Zähneputzen brauchen werde! Das sind 20 Minuten am Tag! Über 2 Stunden in der Woche!! Über 9 Stunden im Monat!!! Und 112 Stunden im Jahr!!!! Das heisst, ich werden in den nächsten 30 Jahren fast 5 Monate davon mit Zähneputzen beschäftigt sein!!!!! Da wäre ein Gebiss direkt die faulere Lösung: Coregatabs ins Glas und Zähne hinterher! Fertig.
Mit einem "So!" reisst die Reinigungskraft mich aus meinen Überlegungen und reibt sich die behandschuhten Hände. Es geht los, freue ich mich und wackele ungeduldig auf dem Behandlungsstuhl herum. "Des is' eischentlich sehr angenehm." Spricht's und beginnt mir Anweisungen zu geben während sie mit irgendeinem Gerät an meinem Zahnfleisch 'rumkratzt. "Zu mir drehen! Zum Fenster! Zu mir! Weiter auf! Locker lassen! Das ist zu locker!..." Würde es nicht so weh tun, was sie da macht, würde ich direkt ins Schwitzen kommen bei all dem Kopfgedrehe und der Mundgymnastik.
Als ich endlich ausspülen darf (und das tue ich ausgiebig) kommt das Blut nur so geschossen. Ist mir schlecht. Was hat die getan? Mich aufgeschlitzt? Hab' ich der vielleicht irgendwann mal die Vorfahrt genommen? Als ich so vor mich hin grübele, zückt die Zahnfee schon den Polierer und klatscht tüchtig Pampe drauf. "Augen zu!" Zack! hab' ich das Ding im Mund und mir vibriert der Kopf. "Geht's?" fragt die Sadistenfee und ich mache nur "äääh", was sie als JA interpretiert und energisch weiterpoliert.
Völlig durchgeschüttelt liege ich da und will nur noch weg. "Ausspülen bitte! Bis alles draussen ist!" flötet die Zahnkröte. Einen kurzen Moment lang befürchte ich, dass auch meine Zähne gleich im Spuckbecken liegen. Aber nein, es kommt nur blauer Bröckelpamps. "Jetzt mach' isch noch en Fluor-Lack drüber un' des war's." ruft die Herrin über die Reinigungsmittel. Halleluja, denk' ich und hab' schon den Lack auf der Kauleiste. Und der schmeckt ekelerregend!! Brrrrrr. Wenn's schön macht, denke ich und halte tapfer aus.
Als ich nach dem gefühlten 250sten Mal Ausspülen endlich wieder aufstehen darf und aus der Tür flüchten will, ruft meine persönliche Zahnkosmetikerin mich wieder zurück, ich solle doch noch mal in den Spiegel schauen. "Sie ham da noch bissi was im G'sischt hänge." Ich reisse die Augen auf, drehe mich zum Spiegel und siehe da - ich hab' den blauen Pamps noch an der Backe und über dem rechten Auge! Wie peinlich! Wenn ich nun so nach Hause gefahren wäre! Wäre eventuell noch in den Supermarkt, hätte fröhlich den Nachbarn noch einen schönen Abend gewünscht und alles mit der Spachtelmasse in der Fratz!
Als ich den Praxisflur in Richtung Ausgang entlangschlurfe, bekomme ich noch mit, wie ein geschäftsmannartiger Typ an mir vorbeihechtet, um die Zahnputzfachkraft aufs Übelste zu beschimpfen: "Ich muss um HALB SECHS am FLUGHAFEN sein!!!" Mehr bekomme ich nicht mit, denn dann schliesst sich die Tür zur Folterkammer hinter ihm. Na, der kann jetzt was erleben, denke ich noch und bekomme gesagt, dass beim nächsten Mal meine Weisheitszähne herausgemeißelt werden...
To be continued.
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Samstag abend in Frankfurt...
hollygolightly30, 10:40h
Tja, wenn man abends in Frankfurt gepflegt was trinken gehen möchte, ist guter Rat teuer. Weiß ja nicht, ob das nur mir so geht, aber ich kenne grad mal eine halbe Hand voll Kneipen, die einigermaßen annehmbar sind. Jedenfalls in Sachsenhausen bzw. am Mainufer. Ansonsten sind das alles meist Yuppie-Schuppen, in denen man Schickimicki-"Drinks" zu Schickimicki-"Food" seviert bekommt.
Und so kommt es, daß meine Freundin Sandra und ich am Samstag um halb 9 durch die Innenstadt laufen und ich keinen Plan hab', wohin wir am besten gehen können, um einfach nur zu sitzen, zu reden und - na klar - zu lästern. Da ich sonst nicht viel kenne in dieser Gegend hinter der Zeil, landen wir im "Alex". Das ist ein - ich sehe, Ihr passt auf! - ja, Yuppie-Schuppen. Aber immerhin ist das Essen gut, nicht übermäßig teuer und der Geräuschpegel hält sich auch in Grenzen. Nur mit dem Lästern hapert's. Denn die Leute, die hier sitzen, sind so...ähem..interessant... als wären alle vom Durchschnittlichkeitskongress direkt hierher gekommen. Seufz.
Das Aufregendste was hier passiert ist, daß ich vom Kellner...pardon..."Waiter" (Yuppiedeutsch! Anm. d. Redakt.) erfahre, daß mein "Banana Boat" eigentlich "Banana Shake" heißt und das ein Fehler auf der Karte sei. Uiuiuiuiuiui! Gut, daß ich das jetzt weiß! Sonst hätte mich das wohl noch bis zur Rente beschäftigt! Mit einem geräuschvollen Schlurpsen des letzten Restes Bananenmilchschaum aus meinem Glas nehme ich es zur Kenntnis.
Gegen halb 11 wird es immer voller und lauter und so beschließen wir, noch woandershin zu gehen. Da mir nichts besserers einfällt, schlage ich vor, zur Batschkapp zu fahren (kleine, feine Konzerthalle mit Kultstatus! Für alle die, die's nicht wissen.). Ja, ja, ich weiß! Man geht nicht in die Kapp vor Mitternacht oder sogar 1 Uhr! Aber was sollten wir machen?
Als wir am Eingang stehen, frage ich mal wieder, ob's denn immer noch so sei, daß man ohne Eintritt zu zahlen hinein komme, wenn man über 30 ist. Nach heftigem Nicken will ich schon vorbeilaufen, als das "Wunder von Frankfurt-Eschersheim" passiert: Der Mann mit dem Stempel will unsere Ausweise sehen!!! Mit einem leicht irren Grinsen im Gesicht und einem "Ja! Ja! Ja! Ja! Ja! Juhuuuu!" fuddele ich meinen Ausweis hervor und halte ihn dem Mann entgegen. Als er dann noch sagt, wir sähen wirklich nicht so aus wie 30, überlege ich, ob ich ihm einen Heiratsantrag machen soll. Doch dann kämpft sich der unangenehme Gedanke durch, daß er uns möglicherweise verarscht und ich streiche den Antrag. Trotzdem bedanke ich mich überschwenglich und fühle mich äußerst geschmeichelt. Nichtsdestotrotz beäuge ich den soeben erhaltenen Stempel auf meiner Hand erstmal mißtrauisch. Nicht, daß da jetzt "Senior" oder "Renterrabatt" draufsteht... Zum Glück lese ich ein halb verwischtes "Batschkapp". Puh.
Drinnen sind etwa 100 bis 150 Leute. Leider kaum einer über 22 wie ich das sehe. Jawoll. Welcome to the Pleasuredome! So ein Mist. Aber egal. Wir haben ja keinen Eintritt zahlen müssen, denn WIR sind zwar über 30, sehen aber nicht so aus! Fragt den netten Herrn mit dem Stempel! Der kennt sich aus!
Nachdem wir uns etwas zu trinken geschnappt haben, beobachten wir die Leute. Immerhin kann man ganz gut läst...äh...sich über die Anwesenden unterhalten. Da ist der ca. 20jährige mit dem hübschen Gesicht, der Haare bis zu den Hüften hat. Dann der höchstens 23jährige, der eine - Achtung! - Sonnenbrille trägt! Ich schwör's, wäre der irgendwo dagegen gerannt, ich hätte laut gelacht. Mit einer Gruppe Mittdreißiger (ha! Ich wette, DIE wurden NICHT nach ihren Ausweisen gefragt!) kommt ein ca. 50jähriger Mann herein, der einen Gürtel anhat, an dem eine kleine und eine etwas größere Tasche befestigt sind. Nun geht das Rätselraten los. Was ist da drin? Essbesteck und Pappteller? Handschellen und Peitsche? Spiegel und Kamm? Coregatabs und die Dritten? Ist das spannend! Allerdings fällt mir dann leider ein, daß da wahrscheinlich nur sein Handy und ein Palm drin sind und ich verliere das Interesse an dem Gürtel-Opa.
Als die Luft immer schlechter wird, weil völlig verraucht, und meine Augen anfangen zu brennen - ja, okay, ich bin halt doch nicht mehr zwanzig - verlassen wir die Kapp und beschließen aber bald mal wieder zu kommen. Erstens, um dann zu späterer Stunde das Publikum zu bestaunen und zweitens, weil ich testen will, ob unsere Ausweise dann wieder verlangt werden! Und wehe, wenn nicht! Dann wird's Zeit für die Faltencreme...
Und so kommt es, daß meine Freundin Sandra und ich am Samstag um halb 9 durch die Innenstadt laufen und ich keinen Plan hab', wohin wir am besten gehen können, um einfach nur zu sitzen, zu reden und - na klar - zu lästern. Da ich sonst nicht viel kenne in dieser Gegend hinter der Zeil, landen wir im "Alex". Das ist ein - ich sehe, Ihr passt auf! - ja, Yuppie-Schuppen. Aber immerhin ist das Essen gut, nicht übermäßig teuer und der Geräuschpegel hält sich auch in Grenzen. Nur mit dem Lästern hapert's. Denn die Leute, die hier sitzen, sind so...ähem..interessant... als wären alle vom Durchschnittlichkeitskongress direkt hierher gekommen. Seufz.
Das Aufregendste was hier passiert ist, daß ich vom Kellner...pardon..."Waiter" (Yuppiedeutsch! Anm. d. Redakt.) erfahre, daß mein "Banana Boat" eigentlich "Banana Shake" heißt und das ein Fehler auf der Karte sei. Uiuiuiuiuiui! Gut, daß ich das jetzt weiß! Sonst hätte mich das wohl noch bis zur Rente beschäftigt! Mit einem geräuschvollen Schlurpsen des letzten Restes Bananenmilchschaum aus meinem Glas nehme ich es zur Kenntnis.
Gegen halb 11 wird es immer voller und lauter und so beschließen wir, noch woandershin zu gehen. Da mir nichts besserers einfällt, schlage ich vor, zur Batschkapp zu fahren (kleine, feine Konzerthalle mit Kultstatus! Für alle die, die's nicht wissen.). Ja, ja, ich weiß! Man geht nicht in die Kapp vor Mitternacht oder sogar 1 Uhr! Aber was sollten wir machen?
Als wir am Eingang stehen, frage ich mal wieder, ob's denn immer noch so sei, daß man ohne Eintritt zu zahlen hinein komme, wenn man über 30 ist. Nach heftigem Nicken will ich schon vorbeilaufen, als das "Wunder von Frankfurt-Eschersheim" passiert: Der Mann mit dem Stempel will unsere Ausweise sehen!!! Mit einem leicht irren Grinsen im Gesicht und einem "Ja! Ja! Ja! Ja! Ja! Juhuuuu!" fuddele ich meinen Ausweis hervor und halte ihn dem Mann entgegen. Als er dann noch sagt, wir sähen wirklich nicht so aus wie 30, überlege ich, ob ich ihm einen Heiratsantrag machen soll. Doch dann kämpft sich der unangenehme Gedanke durch, daß er uns möglicherweise verarscht und ich streiche den Antrag. Trotzdem bedanke ich mich überschwenglich und fühle mich äußerst geschmeichelt. Nichtsdestotrotz beäuge ich den soeben erhaltenen Stempel auf meiner Hand erstmal mißtrauisch. Nicht, daß da jetzt "Senior" oder "Renterrabatt" draufsteht... Zum Glück lese ich ein halb verwischtes "Batschkapp". Puh.
Drinnen sind etwa 100 bis 150 Leute. Leider kaum einer über 22 wie ich das sehe. Jawoll. Welcome to the Pleasuredome! So ein Mist. Aber egal. Wir haben ja keinen Eintritt zahlen müssen, denn WIR sind zwar über 30, sehen aber nicht so aus! Fragt den netten Herrn mit dem Stempel! Der kennt sich aus!
Nachdem wir uns etwas zu trinken geschnappt haben, beobachten wir die Leute. Immerhin kann man ganz gut läst...äh...sich über die Anwesenden unterhalten. Da ist der ca. 20jährige mit dem hübschen Gesicht, der Haare bis zu den Hüften hat. Dann der höchstens 23jährige, der eine - Achtung! - Sonnenbrille trägt! Ich schwör's, wäre der irgendwo dagegen gerannt, ich hätte laut gelacht. Mit einer Gruppe Mittdreißiger (ha! Ich wette, DIE wurden NICHT nach ihren Ausweisen gefragt!) kommt ein ca. 50jähriger Mann herein, der einen Gürtel anhat, an dem eine kleine und eine etwas größere Tasche befestigt sind. Nun geht das Rätselraten los. Was ist da drin? Essbesteck und Pappteller? Handschellen und Peitsche? Spiegel und Kamm? Coregatabs und die Dritten? Ist das spannend! Allerdings fällt mir dann leider ein, daß da wahrscheinlich nur sein Handy und ein Palm drin sind und ich verliere das Interesse an dem Gürtel-Opa.
Als die Luft immer schlechter wird, weil völlig verraucht, und meine Augen anfangen zu brennen - ja, okay, ich bin halt doch nicht mehr zwanzig - verlassen wir die Kapp und beschließen aber bald mal wieder zu kommen. Erstens, um dann zu späterer Stunde das Publikum zu bestaunen und zweitens, weil ich testen will, ob unsere Ausweise dann wieder verlangt werden! Und wehe, wenn nicht! Dann wird's Zeit für die Faltencreme...
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Unworte! (oder heisst es Unwörter? Und was ist überhaupt der Unterschied?)
hollygolightly30, 10:39h
ein Freund Alex, dessen rhetorische Fähigkeiten ich normalerweise äußerst schätze, hat mich heute durch einen eloquenten Aussetzer darauf gebracht, mal über meine verhasstesten Wörter und Ausdrücke nachzudenken. Hier eine Auswahl des furchterregendsten Oraldurchfalls:
"Supi": wo ist der Unterschied, ob man jetzt su-per oder su-pi sagt? Eine Verkürzung stellt das ja schon mal nicht dar. Supi klingt wie "dutzi-dutzi, ei wo isser denn, der Kleine?" *würg*....nee!....*doppelwürg*...
"Mahlzeit": Warum nur? Ich ruf' doch wildfremden Menschen um die Mittagszeit auch nicht "Essen" oder "Futter" entgegen! Ich hab's noch nie verstanden...Das Wort wird auch weiterhin von mir boykottiert!
"No Go" (Steigerung: "absolutes No Go"): Kein Kommentar...
"nicht wirklich": Also unwirklich? Warum sich das Leben noch schwerer machen indem man so einen langen Ausdruck gebraucht? Bitte Leute, sagt einfach nur "nein"! Wenn ich einen von Euch dabei erwische, wie er "nicht wirklich" sagt - ich schwör's, dann kracht's!
"das geht gar nicht!": (wobei hier die Betonung auf "gar" liegt und das ist das Schlimme daran...) Ein absoluter Yuppie-Spruch! Falls Ihr Euch dieses Dummgelaber mal in Perfektion anhören wollt: "Liebe isst" donnerstags auf Pro7. Pro Folge wird das ca. 8 bis 15 Mal gesagt... Hui, was sind wir hipp! (Woher ich das weiß? Na, ich verpass' doch keine Folge...)
"Hallo?": Soll wohl soviel wie "wie bitte?" oder "geht's noch?" sowie auch "haste sie noch alle?" heißen. Gut, ich seh' ein, daß ein einfaches, angewidertes "hallo?" kürzer ist. Aber ich find's trotzdem saudoof...
Wenn jemand von Euch auch solche Hasswörter ("Wörter" find' ich besser als "Worte" - weniger poetisch!) kennt - immer her damit!
"Supi": wo ist der Unterschied, ob man jetzt su-per oder su-pi sagt? Eine Verkürzung stellt das ja schon mal nicht dar. Supi klingt wie "dutzi-dutzi, ei wo isser denn, der Kleine?" *würg*....nee!....*doppelwürg*...
"Mahlzeit": Warum nur? Ich ruf' doch wildfremden Menschen um die Mittagszeit auch nicht "Essen" oder "Futter" entgegen! Ich hab's noch nie verstanden...Das Wort wird auch weiterhin von mir boykottiert!
"No Go" (Steigerung: "absolutes No Go"): Kein Kommentar...
"nicht wirklich": Also unwirklich? Warum sich das Leben noch schwerer machen indem man so einen langen Ausdruck gebraucht? Bitte Leute, sagt einfach nur "nein"! Wenn ich einen von Euch dabei erwische, wie er "nicht wirklich" sagt - ich schwör's, dann kracht's!
"das geht gar nicht!": (wobei hier die Betonung auf "gar" liegt und das ist das Schlimme daran...) Ein absoluter Yuppie-Spruch! Falls Ihr Euch dieses Dummgelaber mal in Perfektion anhören wollt: "Liebe isst" donnerstags auf Pro7. Pro Folge wird das ca. 8 bis 15 Mal gesagt... Hui, was sind wir hipp! (Woher ich das weiß? Na, ich verpass' doch keine Folge...)
"Hallo?": Soll wohl soviel wie "wie bitte?" oder "geht's noch?" sowie auch "haste sie noch alle?" heißen. Gut, ich seh' ein, daß ein einfaches, angewidertes "hallo?" kürzer ist. Aber ich find's trotzdem saudoof...
Wenn jemand von Euch auch solche Hasswörter ("Wörter" find' ich besser als "Worte" - weniger poetisch!) kennt - immer her damit!
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Konzerte
hollygolightly30, 10:31h
Ich bin absolut kein Discogänger. Noch nie gewesen. Erst muß man sich am Eingang erniedrigen lassen, ob man überhaupt hinein darf oder nicht und wenn man erstmal drin ist, weiß man gar nicht, warum man überhaupt rein wollte. Ein ohrenbetäubendes Gepiepse, Lichteffekte, die einen fast erblinden lassen und weit und breit nichts als apathisch zappelnde Teenager. Ich bin zwar selbst gerade mal 31, fühle mich in solchen Momenten aber schon wie 50. Und das nicht erst jetzt, das war schon so als ich 16 war. Außerdem hat mir die Musik in Discos – Verzeihung, "Clubs" nennt sich das ja jetzt - noch nie so recht gefallen. Aus diesem Grund gehe ich mit meiner Freundin Susi regelmäßig auf Live-Konzerte. Da müssen nicht unbedingt bekannte Künstler spielen, unbekannte Lokalmatadoren sind meistens sogar besser. Heute sind wir mal bei einer Coverband der Red Hot Chili Peppers. Der Laden ist proppenvoll und wir wieder mal viel zu spät.
Nachdem wir uns einen Platz in der Menge gesichert haben, versuche ich, etwas von dem Treiben auf der Bühne zu erhaschen. Alles was ich zu sehen bekomme, sind eine Menge abstehender Ohren. Habt Ihr mal ein Rockkonzert besucht? Dann wisst Ihr auch sicher, dass alle Leute die vor einem stehen nur als Schattensilhouetten zu erkennen sind. Besonders, wenn die Spots in die Menge leuchten. Achtet mal auf die Ohren. Das sieht unheimlich dämlich aus. Wie zwei am Kopf angeschraubte Glühbirnen. Das bedeutet allerdings, dass man selbst von hinten auch so dämlich aussieht. Also merken: Auf Konzerten immer die Haare über die Ohren kämmen oder, falls Mangel an Haaren besteht, sich ganz hinten im Saal aufhalten (am besten an der Wand!)! Jedenfalls war auf unserem Konzert der Sound super, die Stimmung genial und ich beginne, mich etwas zu bewegen. Das heisst, ich wippe mit dem rechten Fuss. Mehr geht nicht, denn immer wieder schieben sich Leute an mir vorbei, um weiter nach vorne, aufs Klo oder zur Bar zu kommen.
Dies ist ein Phänomen auf Konzerten: Egal, wo ich mich hinstelle, sämtliche Besucher schieben sich an mir vorbei. Und zwar ausschliesslich an mir. Es ist, als ob ich einen gigantischen Pfeil auf meinem Rücken hätte, auf dem "Hier entlang" steht. An meiner Grösse kann es nicht liegen. Ich bin einsachtundsechzig. Sehe ich vielleicht so harmlos aus, dass jeder meint, "Da kommen wir leichter durch als bei dem Typ mit dem Totenkopf auf'm Arm!"? Mag sein. Aber mittlerweile habe ich einen kleinen Trick: Nach dem sich der zwanzigste Depp an mir vorbeigeschoben hat, fange ich an, richtig herumzuzappeln. Ich schleudere mit den Armen und hüpfe von einem Bein aufs andere. Zugegeben, es muss merkwürdig aussehen, aber immerhin habe ich jetzt einen Quadratmeter Platz für mich allein und es schieben sich auch nur noch ganz Mutige oder Besoffene an mir vorbei. So weit so gut. Leider kommt zwischen zwei Liedern von irgendwoher ein Typ, der mindestens einen Meter neunzig gross ist und steht jetzt genau vor meiner Nase. Neben ihn stellt sich einer, der nur unwesentlich kleiner ist. Jetzt sollte man meinen, ich könnte zwischen den beiden hindurchgucken. Jedoch haben diese beiden Herren wohl beschlossen, irgendwelche wichtigen Themen an Ort und Stelle auszudiskutieren, denn sie schreien sich abwechselnd gegenseitig ins Ohr, wobei sie die Köpfe zusammenstecken. Das sind weitere Phänomene: Widerum egal, wo ich auf Konzerten stehe, irgendwann taucht aus dem Nichts entweder ein Riese vor mir auf oder eine Frau mit langen Haaren, von denen ich später die Hälfte im Mund habe, weil sie es unbedingt für nötig erachtet, ihre Flusen ständig nach hinten zu schleudern. Irgendwann reicht es mir und ich zeige Susi mit einigen Gesten an, dass diese Quasselriesen mir tierisch auf die Nerven gingen. Ich tippe mir an die Stirn und zeige auf die beiden Männer. Als ich mich wieder umdrehe, sehe ich in vier erboste Augen. Für eine Hundertstelsekunde überlege ich, wegzurennen. Stattdessen mache ich ein empörtes Gesicht und deute auf die pogotanzende Menge vor uns. "Was für Idioten, oder?" schreie ich die beiden Hünen vor mir an. Ganz überzeugt habe ich sie wohl nicht, aber sie drehen sich – Gott sei Dank – wieder um. Das will ich nicht länger mitmachen und schiebe mich jetzt meinerseits durch die Menge bis ich an einem Plätzchen ankomme, von welchem aus ich endlich sehen kann. Gerade als ich beginne, mich zu entspannen, fällt mir auf, dass der Typ neben mir (ein schmierig aussehender Mittvierziger) mich nicht aus den Augen lässt. Och nööö, was will der denn? Geh' weg! Plötzlich hält der mir auch noch eine Packung Zigaretten unter die Nase. Das reicht mir nun völlig. Ich mache ein Gesicht, das tiefsten Ekel ausdrückt und schüttele energisch mit dem Kopf. Der Schmierlappen hat scheinbar verstanden und trollt sich. Soviel Intelligenz hätte ich dem jetzt gar nicht zugetraut. Endlich kann ich meine volle Konzentration wieder der Bühne widmen, wo sich in diesem Moment der Sänger sein T-Shirt vom Leib reisst. Was für ein Anblick, so ein schöner Mann. Leider dachten sich das wohl auch alle Mädels sämtlicher siebten bis neunten Klassen der hiesigen Realschule. Die wackeln nämlich gerade alle lasziv vor der Bühne herum, was ein Näher-herankommen unmöglich macht. Diese Biester können unheimlich gemein werden, wenn ihnen jemand etwas streitig macht. Also muß ich mich im Hintergrund halten. Ich kann warten, ich habe den Altersbonus. (Naja, im Moment ist es noch ein Bonus. In ein paar Jahren sieht die Sache wohl anders aus.) Ich bin schliesslich eher in der Altersklasse dieser Combo als zwei dieser Kleinis da vorne zusammen. Dieser Gedanke gefällt mir paradoxerweise und somit stehe ich zufrieden grinsend in der Menge und will gerade anfangen wieder alles zu schütteln, was ich habe. Aber – schwupp – steht schon wieder so ein Ein-Meter-Fünfzig kleines Wiesel vor mir – oder besser gesagt auf meinen Füssen. Die hüpft sich da einen ab als ob sie's bezahlt bekäme und ich muss befürchten, dass sie jeden Moment gegen meinen Kopf knallt. Zudem hat diese Tante auch noch ein Handtäschchen dabei, das sie sich blöderweise unter ihren Arm geklemmt hat. Igitt, jetzt läuft der ganze Achselschweiss an dem Ding runter. Ausserdem hüpft diese Trulla dabei immer noch ständig auf und ab, was bewirkt, dass ich alle zwei Sekunden die Kante ihrer Tasche in den Bauchnabel kriege! Auaaaaa! Jetzt werde ich echt sauer. Ich verschrenke meine Arme vor dem Körper und– ZACK – ist das Wiesel mit dem Täschchen dagegengeschnallt und bleibt hängen. Als sie sich umdreht halte ich die Arme zwar immer noch verschränkt, blicke aber ganz unschuldig in Richtung Bühne. Das scheint sie zu irritieren – oder sie hat Angst vor mir – jedenfalls: weg ist sie. Jahrelange Konzerterfahrung, Kleines! Da musst Du schon früher aufstehen! Was mir viel mehr Angst macht, ist die Meute neben mir, die meint, ausgerechnet jetzt wieder mit Pogo anfangen zu müssen. Als ob ich es geahnt hätte: Rumms, fliegt einer gegen mich wobei ich fast hinfalle. Wie uncool, so mit den Armen zu rudern um den Sturz abzufangen. Jetzt gucken bestimmt alle. Am liebsten will ich jetzt zurückrempeln. Aber ich möchte mir nicht die Knochen brechen. Knochen? Genau, also wieder die Ellenbogennummer. Diesmal halte ich meinen rechten Arm angewinkelt und warte auf den nächsten, der da angeflogen kommt, aber es kommt keiner mehr. Auch gut. Ja, ja, man hat ganz schön zu tun auf so einer Veranstaltung. Nix da mit einfach nur herumstehen oder tanzen!
Auch eine peinliche Sache, die leider immer mal wieder vorkommt: Das Lied ist fertig und ich gröhle und klatsche lauthals "Suuuuuper, juuuhuuuu, jaaaaahaaaaa!" KLATSCH, KLATSCH, KLATSCH! Aber alle anderen sind völlig ruhig und starren mich an. Ich meine sogar, auch die Leutchen auf der Bühne könnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Warum? Ja, weil das verdammte Lied noch gar nicht fertig ist! Was scheinbar alle ausser mir wussten. Eine peinliche Pause entsteht, in der ich am liebsten unter den nächsten Barhocker flüchten will. Aber schon geht's auch weiter mit dem Geschrubbe. Während ich mich also, peinlich berührt, möglichst still verhalte, gröhlen, klatschen und tanzen dafür jetzt alle Anderen weiter. Dass ich mir aber auch nie merken kann, wann diese doofen Songs ‚nen 'Break' machen!
Als das Konzert vorbei ist und wir ausgiebig Beifall geklatscht haben, machen wir uns auf den Weg zur Garderobe, um unsere Jacken zu holen. Wir stehen in der Schlange und giggeln noch ziemlich albern, wie wahnsinnig toll die Bandmitglieder doch aussehen, da geht neben uns eine Tür auf und eben diese ganze Combo latscht an uns vorbei. Der Sänger (MEIN Sänger!) sieht uns an und fragt freundlich "Warum geht Ihr denn schon?" Ich drehe mich um, weil da noch jemand hinter mir stehen muss. Das hat der jetzt nicht zu uns gesagt, oder? Aber hinter uns steht nur ein 100 Jahre alter Hippie mit glasigen Augen. Den alten Kiffer kann er nicht gemeint haben. Also gut, denk' nach, Yvonne! Warum gehst Du schon? Sag' was!!! "Weil..." Was weiss ich? Weil ich todmüde bin und mir alles weh tut! Aber das kann ich ja nicht sagen. "...hmm, tja...." stottere ich. Zu spät! Weg sind sie. Aus der Traum. Aaaaah! Warum ist mir nichts eingefallen? "Wieso? Lädst du uns denn noch auf 'nen Drink ein?", "Möchtest du, dass wir bleiben?", "Weil ich soviel Sexappeal nicht aushalte - LECHZ!". Es hätte ja nun wirklich genug Antworten gegeben. Aber nein. "...hmm, tja...." Sehr geistreich. Verdammter Mist! Zum Glück ist Susi auch nichts Besseres eingefallen, sonst könnte ich mir jetzt was anhören. Unwichtig zu erwähnen, dass wir nur noch unsere Jacken schnappen und nach draussen eilen. Nicht, ohne noch ein bisschen zu träumen, was-wäre-gewesen-wenn. Ja, was wäre gewesen, wenn uns eine gute Antwort eingefallen wäre? Wir trösten uns mit dem Gedanken, dass wir wahrscheinlich nur dumm dabei gesessen und gegiggelt hätten wie die Teenies.
Nachdem wir uns einen Platz in der Menge gesichert haben, versuche ich, etwas von dem Treiben auf der Bühne zu erhaschen. Alles was ich zu sehen bekomme, sind eine Menge abstehender Ohren. Habt Ihr mal ein Rockkonzert besucht? Dann wisst Ihr auch sicher, dass alle Leute die vor einem stehen nur als Schattensilhouetten zu erkennen sind. Besonders, wenn die Spots in die Menge leuchten. Achtet mal auf die Ohren. Das sieht unheimlich dämlich aus. Wie zwei am Kopf angeschraubte Glühbirnen. Das bedeutet allerdings, dass man selbst von hinten auch so dämlich aussieht. Also merken: Auf Konzerten immer die Haare über die Ohren kämmen oder, falls Mangel an Haaren besteht, sich ganz hinten im Saal aufhalten (am besten an der Wand!)! Jedenfalls war auf unserem Konzert der Sound super, die Stimmung genial und ich beginne, mich etwas zu bewegen. Das heisst, ich wippe mit dem rechten Fuss. Mehr geht nicht, denn immer wieder schieben sich Leute an mir vorbei, um weiter nach vorne, aufs Klo oder zur Bar zu kommen.
Dies ist ein Phänomen auf Konzerten: Egal, wo ich mich hinstelle, sämtliche Besucher schieben sich an mir vorbei. Und zwar ausschliesslich an mir. Es ist, als ob ich einen gigantischen Pfeil auf meinem Rücken hätte, auf dem "Hier entlang" steht. An meiner Grösse kann es nicht liegen. Ich bin einsachtundsechzig. Sehe ich vielleicht so harmlos aus, dass jeder meint, "Da kommen wir leichter durch als bei dem Typ mit dem Totenkopf auf'm Arm!"? Mag sein. Aber mittlerweile habe ich einen kleinen Trick: Nach dem sich der zwanzigste Depp an mir vorbeigeschoben hat, fange ich an, richtig herumzuzappeln. Ich schleudere mit den Armen und hüpfe von einem Bein aufs andere. Zugegeben, es muss merkwürdig aussehen, aber immerhin habe ich jetzt einen Quadratmeter Platz für mich allein und es schieben sich auch nur noch ganz Mutige oder Besoffene an mir vorbei. So weit so gut. Leider kommt zwischen zwei Liedern von irgendwoher ein Typ, der mindestens einen Meter neunzig gross ist und steht jetzt genau vor meiner Nase. Neben ihn stellt sich einer, der nur unwesentlich kleiner ist. Jetzt sollte man meinen, ich könnte zwischen den beiden hindurchgucken. Jedoch haben diese beiden Herren wohl beschlossen, irgendwelche wichtigen Themen an Ort und Stelle auszudiskutieren, denn sie schreien sich abwechselnd gegenseitig ins Ohr, wobei sie die Köpfe zusammenstecken. Das sind weitere Phänomene: Widerum egal, wo ich auf Konzerten stehe, irgendwann taucht aus dem Nichts entweder ein Riese vor mir auf oder eine Frau mit langen Haaren, von denen ich später die Hälfte im Mund habe, weil sie es unbedingt für nötig erachtet, ihre Flusen ständig nach hinten zu schleudern. Irgendwann reicht es mir und ich zeige Susi mit einigen Gesten an, dass diese Quasselriesen mir tierisch auf die Nerven gingen. Ich tippe mir an die Stirn und zeige auf die beiden Männer. Als ich mich wieder umdrehe, sehe ich in vier erboste Augen. Für eine Hundertstelsekunde überlege ich, wegzurennen. Stattdessen mache ich ein empörtes Gesicht und deute auf die pogotanzende Menge vor uns. "Was für Idioten, oder?" schreie ich die beiden Hünen vor mir an. Ganz überzeugt habe ich sie wohl nicht, aber sie drehen sich – Gott sei Dank – wieder um. Das will ich nicht länger mitmachen und schiebe mich jetzt meinerseits durch die Menge bis ich an einem Plätzchen ankomme, von welchem aus ich endlich sehen kann. Gerade als ich beginne, mich zu entspannen, fällt mir auf, dass der Typ neben mir (ein schmierig aussehender Mittvierziger) mich nicht aus den Augen lässt. Och nööö, was will der denn? Geh' weg! Plötzlich hält der mir auch noch eine Packung Zigaretten unter die Nase. Das reicht mir nun völlig. Ich mache ein Gesicht, das tiefsten Ekel ausdrückt und schüttele energisch mit dem Kopf. Der Schmierlappen hat scheinbar verstanden und trollt sich. Soviel Intelligenz hätte ich dem jetzt gar nicht zugetraut. Endlich kann ich meine volle Konzentration wieder der Bühne widmen, wo sich in diesem Moment der Sänger sein T-Shirt vom Leib reisst. Was für ein Anblick, so ein schöner Mann. Leider dachten sich das wohl auch alle Mädels sämtlicher siebten bis neunten Klassen der hiesigen Realschule. Die wackeln nämlich gerade alle lasziv vor der Bühne herum, was ein Näher-herankommen unmöglich macht. Diese Biester können unheimlich gemein werden, wenn ihnen jemand etwas streitig macht. Also muß ich mich im Hintergrund halten. Ich kann warten, ich habe den Altersbonus. (Naja, im Moment ist es noch ein Bonus. In ein paar Jahren sieht die Sache wohl anders aus.) Ich bin schliesslich eher in der Altersklasse dieser Combo als zwei dieser Kleinis da vorne zusammen. Dieser Gedanke gefällt mir paradoxerweise und somit stehe ich zufrieden grinsend in der Menge und will gerade anfangen wieder alles zu schütteln, was ich habe. Aber – schwupp – steht schon wieder so ein Ein-Meter-Fünfzig kleines Wiesel vor mir – oder besser gesagt auf meinen Füssen. Die hüpft sich da einen ab als ob sie's bezahlt bekäme und ich muss befürchten, dass sie jeden Moment gegen meinen Kopf knallt. Zudem hat diese Tante auch noch ein Handtäschchen dabei, das sie sich blöderweise unter ihren Arm geklemmt hat. Igitt, jetzt läuft der ganze Achselschweiss an dem Ding runter. Ausserdem hüpft diese Trulla dabei immer noch ständig auf und ab, was bewirkt, dass ich alle zwei Sekunden die Kante ihrer Tasche in den Bauchnabel kriege! Auaaaaa! Jetzt werde ich echt sauer. Ich verschrenke meine Arme vor dem Körper und– ZACK – ist das Wiesel mit dem Täschchen dagegengeschnallt und bleibt hängen. Als sie sich umdreht halte ich die Arme zwar immer noch verschränkt, blicke aber ganz unschuldig in Richtung Bühne. Das scheint sie zu irritieren – oder sie hat Angst vor mir – jedenfalls: weg ist sie. Jahrelange Konzerterfahrung, Kleines! Da musst Du schon früher aufstehen! Was mir viel mehr Angst macht, ist die Meute neben mir, die meint, ausgerechnet jetzt wieder mit Pogo anfangen zu müssen. Als ob ich es geahnt hätte: Rumms, fliegt einer gegen mich wobei ich fast hinfalle. Wie uncool, so mit den Armen zu rudern um den Sturz abzufangen. Jetzt gucken bestimmt alle. Am liebsten will ich jetzt zurückrempeln. Aber ich möchte mir nicht die Knochen brechen. Knochen? Genau, also wieder die Ellenbogennummer. Diesmal halte ich meinen rechten Arm angewinkelt und warte auf den nächsten, der da angeflogen kommt, aber es kommt keiner mehr. Auch gut. Ja, ja, man hat ganz schön zu tun auf so einer Veranstaltung. Nix da mit einfach nur herumstehen oder tanzen!
Auch eine peinliche Sache, die leider immer mal wieder vorkommt: Das Lied ist fertig und ich gröhle und klatsche lauthals "Suuuuuper, juuuhuuuu, jaaaaahaaaaa!" KLATSCH, KLATSCH, KLATSCH! Aber alle anderen sind völlig ruhig und starren mich an. Ich meine sogar, auch die Leutchen auf der Bühne könnten sich ein Grinsen nicht verkneifen. Warum? Ja, weil das verdammte Lied noch gar nicht fertig ist! Was scheinbar alle ausser mir wussten. Eine peinliche Pause entsteht, in der ich am liebsten unter den nächsten Barhocker flüchten will. Aber schon geht's auch weiter mit dem Geschrubbe. Während ich mich also, peinlich berührt, möglichst still verhalte, gröhlen, klatschen und tanzen dafür jetzt alle Anderen weiter. Dass ich mir aber auch nie merken kann, wann diese doofen Songs ‚nen 'Break' machen!
Als das Konzert vorbei ist und wir ausgiebig Beifall geklatscht haben, machen wir uns auf den Weg zur Garderobe, um unsere Jacken zu holen. Wir stehen in der Schlange und giggeln noch ziemlich albern, wie wahnsinnig toll die Bandmitglieder doch aussehen, da geht neben uns eine Tür auf und eben diese ganze Combo latscht an uns vorbei. Der Sänger (MEIN Sänger!) sieht uns an und fragt freundlich "Warum geht Ihr denn schon?" Ich drehe mich um, weil da noch jemand hinter mir stehen muss. Das hat der jetzt nicht zu uns gesagt, oder? Aber hinter uns steht nur ein 100 Jahre alter Hippie mit glasigen Augen. Den alten Kiffer kann er nicht gemeint haben. Also gut, denk' nach, Yvonne! Warum gehst Du schon? Sag' was!!! "Weil..." Was weiss ich? Weil ich todmüde bin und mir alles weh tut! Aber das kann ich ja nicht sagen. "...hmm, tja...." stottere ich. Zu spät! Weg sind sie. Aus der Traum. Aaaaah! Warum ist mir nichts eingefallen? "Wieso? Lädst du uns denn noch auf 'nen Drink ein?", "Möchtest du, dass wir bleiben?", "Weil ich soviel Sexappeal nicht aushalte - LECHZ!". Es hätte ja nun wirklich genug Antworten gegeben. Aber nein. "...hmm, tja...." Sehr geistreich. Verdammter Mist! Zum Glück ist Susi auch nichts Besseres eingefallen, sonst könnte ich mir jetzt was anhören. Unwichtig zu erwähnen, dass wir nur noch unsere Jacken schnappen und nach draussen eilen. Nicht, ohne noch ein bisschen zu träumen, was-wäre-gewesen-wenn. Ja, was wäre gewesen, wenn uns eine gute Antwort eingefallen wäre? Wir trösten uns mit dem Gedanken, dass wir wahrscheinlich nur dumm dabei gesessen und gegiggelt hätten wie die Teenies.
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Früher (also viel früher)
hollygolightly30, 10:31h
Wenn ich an meine Kindheit denke, sind alle Erinnerungen in ein freundliches, sonnengelbes Licht getaucht. Wie in der Werbung für Orangensaft oder Frühstücksflocken. Ja, ich hatte eine super Zeit. Meistens jedenfalls. Sagen wir mal, bis zur Pubertät. Alles war irgendwie unkomplizierter. Und ich meine das jetzt nicht nur, weil ich nun statt Hausaufgaben meine Steuererklärung machen muss. Nehmen wir zum Beispiel das Jahr 1983: Ich war acht Jahre alt und ging in die dritte Klasse. Morgens weckte mich meine Mutter und machte mir ein Brot, legte mir meine Anziehsachen heraus und schickte mich mit einem weiteren Brot und einem Trinkpäckchen in die Schule.
In der Schule roch es immer nach einer Mischung aus Sporthalle, Töpferwerkstatt, Wasserfarbe und Backstube. Ausserdem lag über all dem der Duft von Matritzen, mit denen man seinerzeit noch Arbeitsblätter "kopiert" hat. Man legte ein Blatt auf di Matritze (Pauspapier) und ein anderes darunter. Wenn man dann etwas schrieb, wurde es einfach durchgepaust. Nix mit Kopiergerät und so. Wenn also neue Arbeitsblätter ausgeteilt wurden, haben wir immer als erstes daran geschnüffelt, weil sie irgendwie nach Kleber gerochen haben. Berauscht wurden wir nicht davon, aber die Nase wurde manchmal blau – von der Farbe. In der Pause spielten die Jungs fangen und die Mädchen Hüpfekästchen (manche sagen auch "Hickelhäuschen" dazu) oder Gummitwist. Gameboys oder Handys gab es noch nicht. Statt SMSen schrieben wir unsere "Nachrichten" auf kleine Zettel. Was ja sozugagen auch ein Short-Message-Service - also ein Kurznachrichtendienst – gewesen ist. Nur nicht elektronisch, sondern noch liebevoll per Hand entworfen: "Komst Du heute Nachmittag zu mier?" "Ja. Wahnn?" "Um 15 Ur." "Okäy." So oder so ähnlich lauteten die wichtigen Nachrichten. 15 Uhr war eigentlich eh immer klar, weil man vorher essen musste und man dann mindestens eine Stunde Hausaufgaben machte. Im Fernsehen gab's sowieso noch nichts für Kinder. Das Kinderprogramm fing erst gegen halb vier an und ging dann auch nur bis um fünf.
Da gab es dann so herrliche Sendungen wie "Spass am Dienstag" (mit Thomas und Zini), "Die Rappelkiste", "Das feuerrote Spielmobil", "Neues aus Uhlenbusch" oder "Kimba – der weisse Löwe". Ausserdem gab es noch Sport- und Unterhaltungssendungen wie "Pfiff", das "ZDF-Ferienprogramm" (da hab' ich tatsächlich Anke Engelke das erste Mal gesehen!) oder "Alpha 5", eine Rateshow für Schulklassen., bei der ein Robter immer "tok, tok, tok, oijoijoi" gemacht hat. Und zwar nicht nur nach minutenlangem Matritzen-Schnüffeln. Der hat wirklich "tok, tok, tok, oijoijoi" gemacht! Damit kann man die Manga-Animes (früher nannten wir sowas – Achtung, Historie!- "Zeichentrickfilm") gar nicht vergleichen. Gut, es lief schon "Captain Future", der allererste Manga sozusagen, aber dann war "Heidi" auch einer!
Wir hatten noch ein Fernsehprogramm, das völlig harmlos war. Ohne Sex, Gewalt oder anstössige Witze. Statt der heute am laufenden Band gesendeten Boulevardmagazine gab es vor 20 Jahren nur die "Tele-Illustrierte". Statt Talkshows gab es "Enorm in Form", statt "Wer wird Millionär?" gab es "Dalli dalli", "Die Pyramide" und "Eins, zwei oder drei?" und an Stelle von "TV total" sahen wir uns "Verstehen Sie Spass?" mit Paola und Kurt Felix an. Sendungen im Fernsehen haben uns irgendwie auch immer total bewegt: Als "Die Märchenbraut" lief, haben wir Mädchen alle am nächsten Tag in der Pause Prinzessin gespielt, haben Kaugummiautomatenringe an unseren Fingern gedreht und so getan, als ob wir zaubern könnten. Nach "Drei Nüsse für Aschenbrödel" galoppierten wir auf imaginären Pferden in Begleitung von imaginären Hunden über den Schulhof. Wenn das heute ein Kind tut, würde man wohl einen Drogentest anordnen.
Wenn ich nachmittags mit einer Freundin gespielt habe, dann von drei bis kurz vor dem Dunkelwerden, weil sie oder ich dann zu Hause sein musste. Wir spielten solche Sachen wie Verstecken, Fangen, Vater-Mutter-Kind, Kasperletheater und Puppenwagenschieben. Manchmal taten wir auch so, als ob unsere Fahrräder Autos wären und "parkten" dann auf den Anwohnerplätzen vor unseren Häusern. Das heisst nicht, dass wir damals nicht auch mal am Computer sassen. Mein Bruder hatte einen COMMODORE 64 und später einen AMIGA und wenn man so ein Ding hatte, war man der König unter seinen Kumpels. Ich spielte am liebsten mit meinen Barbies, Playmobil, Lego- und Fabulandfiguren, mit meinem Sesamtrassenhaus und mit meinen Emily-Erdbeer-Puppen. Letztere rochen nach Erdbeer, Melone, Heidelbeere und Zitrone. Dabei lief immer eine Schallplatte mit Märchen oder Kinderliedern im Hintergrund oder eine TKKG-Kassette. "Die drei Fragezeichen" waren mir damals noch zu unheimlich.
Kraftausdrücke als Schimpfworte waren uns früher noch recht fremd. Wir riefen unsere Feinde meistens "Pfannkuchengesicht" oder "Idiotenkönig".Die fiesen Wörter kamen erst später. Wenn etwas blöd oder langweilig war, war es "billig" oder - als Steigerung - "voll billig". "Geil" war seinerzeit überhaupt nicht gebräuchlich. Wir sagten "prima", "super", "klasse" oder auch "spitze". Markenklamotten waren nicht wichtig in der Grundschule. Das kam erst später. Was wichtig war, war ein Schulranzen von Scout (mit einem Reflektoranhänger!), ein durchsichtiges Plastikmäppchen mit Herzen oder Sternen oder Wolken darauf und die richtigen Riechstifte. Man musste mindestens vier verschiedene Riechstifte haben und einen bunten Radiergummi, der auch riecht. Sonst war man abgeschrieben, wenn die Klassenkameraden sich in der kleinen Pause quer durch die Mäppchen "schnüffelten". Eigentlich haben wir uns seinerzeit wirklich durch alles durchgeschnuppert, was uns in die Quere kam. War mir gar nicht bewusst. Ist ja witzig.
Statt nach Mallorca, Florida oder Australien reisten wir in den Sommerferien nach Jugoslawien, Ibiza und an den Gardasee. Wenn mein Bruder und ich ein passables Zeugnis nach Hause brachten, durften wir uns ein kleines Computerspiel aussuchen. Das waren die Vorgänger der Gameboys: Kleine Spielgeräte, die etwa so aussahen, wie ein Taschenrechner, nur mit einem etwas grösseren Display. War halt immer nur ein Spiel drauf. Donkey Kong oder so. Aber hat mordsmässigen Spass gemacht. Nur das Gepiepse ging meiner Mutter nach einer Weile tierisch auf den Keks.
Auf alten Klassenfotos der Realschule sehe ich im Übrigen völlig beknackt aus. Ja, ich weiss, das behauptet jeder von sich. Aber glaubt mir, ich sah WIRKLICH völlig beknackt aus: Ich wog etwa 15 Kilo zuviel, trug äusserst bunte Kleidung, die farblich nicht immer zusammenpasste, krempelte stets meine Ärmel und Hosen hoch und hatte raspelkurze Haare, die in alle Himmelsrichtungen abstanden und deren Farbe fast wöchentlich wechselte. Kurz: Ich war nicht schön. Auf den Trip mit den Dauerwellen kam ich erst, als diese schon zwei Jahre aus der Mode waren. Anfang der 90er behängte ich mich mit grossen Ketten und trug zu allem Überfluss meine T-shirts verkehrtherum, weil ich die Motive auf den Vorderseiten nicht mochte. War billiger und einfacher als ein T-shirt ohne Motiv drauf zu kaufen. Fragen Sie nicht weiter...ich verstehe es selbst nicht mehr. In eben diesem Outfit besuchte ich auch zwei Jahre später die Berufsfachschule mit dem Wunsch, Fremdsprachensekretärin zu werden. Gut, ich war nicht gerade das Abbild einer Chefsekretärin, aber zum Glück änderte sich das während meiner Ausbildung noch zum Guten...
In der Schule roch es immer nach einer Mischung aus Sporthalle, Töpferwerkstatt, Wasserfarbe und Backstube. Ausserdem lag über all dem der Duft von Matritzen, mit denen man seinerzeit noch Arbeitsblätter "kopiert" hat. Man legte ein Blatt auf di Matritze (Pauspapier) und ein anderes darunter. Wenn man dann etwas schrieb, wurde es einfach durchgepaust. Nix mit Kopiergerät und so. Wenn also neue Arbeitsblätter ausgeteilt wurden, haben wir immer als erstes daran geschnüffelt, weil sie irgendwie nach Kleber gerochen haben. Berauscht wurden wir nicht davon, aber die Nase wurde manchmal blau – von der Farbe. In der Pause spielten die Jungs fangen und die Mädchen Hüpfekästchen (manche sagen auch "Hickelhäuschen" dazu) oder Gummitwist. Gameboys oder Handys gab es noch nicht. Statt SMSen schrieben wir unsere "Nachrichten" auf kleine Zettel. Was ja sozugagen auch ein Short-Message-Service - also ein Kurznachrichtendienst – gewesen ist. Nur nicht elektronisch, sondern noch liebevoll per Hand entworfen: "Komst Du heute Nachmittag zu mier?" "Ja. Wahnn?" "Um 15 Ur." "Okäy." So oder so ähnlich lauteten die wichtigen Nachrichten. 15 Uhr war eigentlich eh immer klar, weil man vorher essen musste und man dann mindestens eine Stunde Hausaufgaben machte. Im Fernsehen gab's sowieso noch nichts für Kinder. Das Kinderprogramm fing erst gegen halb vier an und ging dann auch nur bis um fünf.
Da gab es dann so herrliche Sendungen wie "Spass am Dienstag" (mit Thomas und Zini), "Die Rappelkiste", "Das feuerrote Spielmobil", "Neues aus Uhlenbusch" oder "Kimba – der weisse Löwe". Ausserdem gab es noch Sport- und Unterhaltungssendungen wie "Pfiff", das "ZDF-Ferienprogramm" (da hab' ich tatsächlich Anke Engelke das erste Mal gesehen!) oder "Alpha 5", eine Rateshow für Schulklassen., bei der ein Robter immer "tok, tok, tok, oijoijoi" gemacht hat. Und zwar nicht nur nach minutenlangem Matritzen-Schnüffeln. Der hat wirklich "tok, tok, tok, oijoijoi" gemacht! Damit kann man die Manga-Animes (früher nannten wir sowas – Achtung, Historie!- "Zeichentrickfilm") gar nicht vergleichen. Gut, es lief schon "Captain Future", der allererste Manga sozusagen, aber dann war "Heidi" auch einer!
Wir hatten noch ein Fernsehprogramm, das völlig harmlos war. Ohne Sex, Gewalt oder anstössige Witze. Statt der heute am laufenden Band gesendeten Boulevardmagazine gab es vor 20 Jahren nur die "Tele-Illustrierte". Statt Talkshows gab es "Enorm in Form", statt "Wer wird Millionär?" gab es "Dalli dalli", "Die Pyramide" und "Eins, zwei oder drei?" und an Stelle von "TV total" sahen wir uns "Verstehen Sie Spass?" mit Paola und Kurt Felix an. Sendungen im Fernsehen haben uns irgendwie auch immer total bewegt: Als "Die Märchenbraut" lief, haben wir Mädchen alle am nächsten Tag in der Pause Prinzessin gespielt, haben Kaugummiautomatenringe an unseren Fingern gedreht und so getan, als ob wir zaubern könnten. Nach "Drei Nüsse für Aschenbrödel" galoppierten wir auf imaginären Pferden in Begleitung von imaginären Hunden über den Schulhof. Wenn das heute ein Kind tut, würde man wohl einen Drogentest anordnen.
Wenn ich nachmittags mit einer Freundin gespielt habe, dann von drei bis kurz vor dem Dunkelwerden, weil sie oder ich dann zu Hause sein musste. Wir spielten solche Sachen wie Verstecken, Fangen, Vater-Mutter-Kind, Kasperletheater und Puppenwagenschieben. Manchmal taten wir auch so, als ob unsere Fahrräder Autos wären und "parkten" dann auf den Anwohnerplätzen vor unseren Häusern. Das heisst nicht, dass wir damals nicht auch mal am Computer sassen. Mein Bruder hatte einen COMMODORE 64 und später einen AMIGA und wenn man so ein Ding hatte, war man der König unter seinen Kumpels. Ich spielte am liebsten mit meinen Barbies, Playmobil, Lego- und Fabulandfiguren, mit meinem Sesamtrassenhaus und mit meinen Emily-Erdbeer-Puppen. Letztere rochen nach Erdbeer, Melone, Heidelbeere und Zitrone. Dabei lief immer eine Schallplatte mit Märchen oder Kinderliedern im Hintergrund oder eine TKKG-Kassette. "Die drei Fragezeichen" waren mir damals noch zu unheimlich.
Kraftausdrücke als Schimpfworte waren uns früher noch recht fremd. Wir riefen unsere Feinde meistens "Pfannkuchengesicht" oder "Idiotenkönig".Die fiesen Wörter kamen erst später. Wenn etwas blöd oder langweilig war, war es "billig" oder - als Steigerung - "voll billig". "Geil" war seinerzeit überhaupt nicht gebräuchlich. Wir sagten "prima", "super", "klasse" oder auch "spitze". Markenklamotten waren nicht wichtig in der Grundschule. Das kam erst später. Was wichtig war, war ein Schulranzen von Scout (mit einem Reflektoranhänger!), ein durchsichtiges Plastikmäppchen mit Herzen oder Sternen oder Wolken darauf und die richtigen Riechstifte. Man musste mindestens vier verschiedene Riechstifte haben und einen bunten Radiergummi, der auch riecht. Sonst war man abgeschrieben, wenn die Klassenkameraden sich in der kleinen Pause quer durch die Mäppchen "schnüffelten". Eigentlich haben wir uns seinerzeit wirklich durch alles durchgeschnuppert, was uns in die Quere kam. War mir gar nicht bewusst. Ist ja witzig.
Statt nach Mallorca, Florida oder Australien reisten wir in den Sommerferien nach Jugoslawien, Ibiza und an den Gardasee. Wenn mein Bruder und ich ein passables Zeugnis nach Hause brachten, durften wir uns ein kleines Computerspiel aussuchen. Das waren die Vorgänger der Gameboys: Kleine Spielgeräte, die etwa so aussahen, wie ein Taschenrechner, nur mit einem etwas grösseren Display. War halt immer nur ein Spiel drauf. Donkey Kong oder so. Aber hat mordsmässigen Spass gemacht. Nur das Gepiepse ging meiner Mutter nach einer Weile tierisch auf den Keks.
Auf alten Klassenfotos der Realschule sehe ich im Übrigen völlig beknackt aus. Ja, ich weiss, das behauptet jeder von sich. Aber glaubt mir, ich sah WIRKLICH völlig beknackt aus: Ich wog etwa 15 Kilo zuviel, trug äusserst bunte Kleidung, die farblich nicht immer zusammenpasste, krempelte stets meine Ärmel und Hosen hoch und hatte raspelkurze Haare, die in alle Himmelsrichtungen abstanden und deren Farbe fast wöchentlich wechselte. Kurz: Ich war nicht schön. Auf den Trip mit den Dauerwellen kam ich erst, als diese schon zwei Jahre aus der Mode waren. Anfang der 90er behängte ich mich mit grossen Ketten und trug zu allem Überfluss meine T-shirts verkehrtherum, weil ich die Motive auf den Vorderseiten nicht mochte. War billiger und einfacher als ein T-shirt ohne Motiv drauf zu kaufen. Fragen Sie nicht weiter...ich verstehe es selbst nicht mehr. In eben diesem Outfit besuchte ich auch zwei Jahre später die Berufsfachschule mit dem Wunsch, Fremdsprachensekretärin zu werden. Gut, ich war nicht gerade das Abbild einer Chefsekretärin, aber zum Glück änderte sich das während meiner Ausbildung noch zum Guten...
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Kontaktanzeigen
hollygolightly30, 10:30h
Habt Ihr schon mal im Internet in diesen Single-Seiten herumgestöbert? Das ist manchmal ein lustiger Zeitvertreib. Obwohl, wenn man sich diese meist grauenhaften Fotos ansieht, bekommt man es echt mit der Angst zu tun. Was da alles buchstäblich "frei" herumläuft, brrrr. Obwohl – ich bin mir fast sicher, dass manche von diesen Hammerfratzen nur auf den Fotos so blöd rüberkommen und in Wirklichkeit besser aussehen. Aber glaubt mir, die Fotos anzusehen und sich darüber scheckig zu lachen ist hundertmal amüsanter als selbst dabei mitzumachen. Ich weiss, wovon ich rede. In einem erneuten Anfall von geistiger Umnachtung, habe ich mich auch mal dazu hinreissen lassen, auf eine Anzeige zu antworten. Das Foto gefiel mir, der Text war so-la-la, aber das war mir in der obengenannten Phase wurscht. Ich dachte mir, jetzt zerrst Du Dir auch einen vom Parkett! Und das war so:
Ich sitze in der Mittagspause vor meinem Computer und klicke mich durch eine Singlebörse. Nachdem ich eingegeben habe, dass ich – FRAU- jemanden suche – MANN – der in meiner Nähe wohnt (Postleitzahl 6.....) und etwa in meinem Alter sein soll (25-31), erscheinen ca. 829 Seiten mit Männern. Kopfschüttelnd klicke ich mich durch einen Haufen merkwürdig aussehender Typen. Die Fotos sind schon erschreckend, aber was neben diesen Bildchen steht, ist teilweise noch viel erschreckender: "SUCHE MEINE KUSCHELMAUS" (viel Glück!) oder "KLICK MICH!" (wie kreativ...) oder "WER WILL MICH?" (ich nicht!) oder "ICH WERDE DICH VERWÖHNEN!" (ja genau, bevor oder nachdem ich Dir Nüsschen und Bier auf den Wohnzimmertisch gestellt habe?) und am allerschlimmsten: "GEILER HENGST SUCHT GEILE STUTE!" (Auf dem Foto daneben sehe ich einen milchgesichtigen Anfang-30er mit Glasbaustein-Brille und Mecki-Haarschnitt in einem Rollkragenpullover. Nicht gerade hengstmässig.) Als ich gerade die Nase volle habe, fällt mein Blick auf das Foto eines nett aussehenden jungen Mannes, der laut seiner Angaben 27 ist, gerne Essen und ins Kino geht und mit dem man Pferde stehlen kann. (Aber, bitte keine "Hengste"! Ha, ha, ha...Brüller...). "KEEP SMILING!" steht über seiner Anzeige. Da das mein Tagesmotto ist und ich diesen Mann auch sonst ganz sympathisch finde, beschliesse ich, einfach mal Kontakt aufzunehmen. Kann ja erstmal nichts Schlimmes passieren. Ich verfasse abends zu Hause eine E-mail und erzähle ein bischen über mich und warum gerade er und so. Das Übliche eben. Ein schönes Foto von mir hänge ich natürlich auch noch dran. Am nächsten Tag prüfe ich zuerst mein E-mail-Postfach bevor ich mit der Arbeit beginne." 0 neue Nachrichten." Mist. Blödmann. Was fällt dem eigentlich ein? Meint der, er wäre was Besseres? Dann eben nicht, der weiss ja gar nicht, was er verpasst. Ha! Und diesem Deppen habe ich meine höchstprivate E-mail-Adresse verraten. Pöh! So gefrustet arbeite ich mich durch den Tag. Ausserdem nehme ich mir vor, mir nie mehr diese saudoofen Singleseiten anzusehen.
Am nächsten Morgen checke ich mein Postfach. Nicht, wegen dem Blödmann, sondern weil ich ja sonst nicht weiss, ob ich E-mails bekommen habe. Zum Beispiel, den wichtigen Newsletter von Tchibo und den von Pedigree und den vom Ottoversand natürlich auch. Das muss ich nachsehen. Und dannn steht da auch tatsächlich "2 neue Nachrichten". Die erste Nachricht ist auch gleich Viagrawerbung. LÖSCHEN. So, jetzt die zweite Nachricht: "DEINE MAIL" steht da. Ich schlucke. Sollte er nun doch...? Der Absender heisst schubiduuu@gaga.de. Ach Du meine Güte, ist das albern! Wie sich herausstellt heisst Schubiduuu in Wirklichkeit Tim, wohnt etwa 20 Kilometer von mir entfernt und schreibt eigentlich ganz nett. Ist ja 'n Ding.
Wir mailen uns ab da zwei bis drei mal am Tag und tauschen viele Infos übereinander aus. Das heisst, ich tausche. Er antwortet eigentlich erst nach mehrmaliger Aufforderung auf meine Fragen und schreibt ansonsten gerade, was ihm so einfällt. Dass er gerade arbeiten war und Stau auf der Autobahn hatte, dass an der Supermarktkasse eine Riesenschlange war und dass er 'nen Haufen Werbung in seiner Post hatte. Naja, vielleicht ist er nicht so ein Schreiberling und redet lieber? Hey, ich bin nicht mehr so wählerisch, Leute, lasst mich mal machen! Obwohl mir dabei ziemlich mulmig ist, schreibe ich ihm nach ein paar Tagen meine Handynummer auf mit dem Hinweis, er könne mich doch gern mal anrufen. Am darauffolgenden Abend bekomme ich von ihm eine SMS. Feigling! ist das erste, was mir einfällt. Wie sich zudem herausstellt ist er beim SMSen auch nicht viel kreativer "hallo! was machst du grade?" Uaaaah, was habe ich mir denn da angelacht? Ich schreibe:"sitze gerade auf'm Klo", aber bevor ich es abschicke, beruhige ich mich wieder und lösche den Text. Jetzt leg' doch nicht gleich wieder alles auf die Goldwaage Vielleicht denkt er ja nur, er hat Dich jetzt bei irgendwas gestört und will höflich sein? Hm. Klingt gut. Also SMSe ich zurück "komme gerade vom Sport (stimmt zwar nicht, aber das klingt besser als "hänge vor dem Fernseher") und will jetzt duschen." So. Abgeschickt. Das wird ihn ja wohl zu einer richtig guten Antwort animieren, hoffe ich. 10 lange Minuten später (der kann das wohl nicht mit dem Tippen?) piepst es wieder. Schubiduuu schreibt "echt?". Ich schmeisse mein Handy quer durch's Zimmer auf mein Bett. AAAAAAAHHHHHH! Das kann doch nicht wahr sein? Was ist denn das für'n Idiot? Ich Depp, warum ich, warum der? Soll ich was antworten? Eigentlich habe ich keine Lust. Ich will ihn mit Schweigen strafen. Fängt ja gut an. Mein Handy piepst wieder. Ich lese: "echt?" Hat der Depp das doch tatsächlich nochmal geschickt! Aua. Ich tippe wutenbrannt "nee, unecht!" und schicke es ab. Er schreibt zurück "ich häng grad vorm fernsehn. gzsz kommt. cool." Oh nein. Ein Soap-Fan. Mir bleibt nichts erspart. Ich will nicht mehr und bin gerade kurz davor, mein Handy ausschalten, als es wieder piepst. Schubiduu hau' ab! denke ich. "wollen wir uns mal treffen? kaffee oder so?" schreibt er. Hm. Und jetzt? Eigentlich will ich ihn nicht treffen, aber die E-mails waren schon ganz okay. (Nee, waren sie nicht.) Jedenfalls besser als die SMS'. Was nun? Diplomatisch antworte ich "wo und wann denn? hast du einen vorschlag?". Er schreibt, bei ihm im Ort sei ein Café, wo wir uns treffen können. Das mag ich aber nicht, weil ich neutrales Gebiet bevorzuge. Ich schlage also ein Café in einer anderen Stadt vor. Er schreibt daraufhin "das ist doch doof da. komm lieber her.". Jetzt platzt mir der Kragen. Ich schalte das Handy aus und gehe ins Bett. Am nächsten Morgen habe ich eine E-mail von Tim im Postfach. Da steht: BETREFF: WAS ISN JETZT? Kotz.. Der scheint ja total notgeil zu sein. Was für ein Penner. Wenn der sich jetzt schon so entpuppt, wie ist der dann in drei Monaten? Ich lese weiter. "Hast ja gar nichts mehr geschrieben gestern. Gehst Du so früh ins Bett? Das werden wir wohl bald ändern müssen, gell? ;-) Wann treffen wir uns denn jetzt?" Gar nicht, Junge! Mach' doch, was du willst! Das reicht mir jetzt. Nun hab' ich soviel Zeit in diese Geschichte investiert und dann sowas. Ich denke gar nicht gross nach und tippe los: "Hallo Tim, was ich Dir jetzt schreibe, fällt mir nicht leicht." Ich überlege kurz und tippe weiter: "Doch – eigentlich schon. Such' Dir eine, die zu Dir passt! Ich bin draussen! Mir reicht's! Tschüss!" Als ich die E-mail abgeschickt habe, tut mir mein harter Ton doch ein bisschen leid. Trotzdem bin ich froh, dass ich jetzt wieder meine Ruhe habe und freue mich auf meinen Single-Arbeitstag, meinen Single-Feierabend und meine Single-Nacht. Auf jeden Fall hat mir die ganze Sache geholfen, mich wieder mal sehr am Alleinsein zu erfreuen!
Ach so, die ausführliche Antwort von Tim lautete übrigens: "ach, scheisse..."
Ich sitze in der Mittagspause vor meinem Computer und klicke mich durch eine Singlebörse. Nachdem ich eingegeben habe, dass ich – FRAU- jemanden suche – MANN – der in meiner Nähe wohnt (Postleitzahl 6.....) und etwa in meinem Alter sein soll (25-31), erscheinen ca. 829 Seiten mit Männern. Kopfschüttelnd klicke ich mich durch einen Haufen merkwürdig aussehender Typen. Die Fotos sind schon erschreckend, aber was neben diesen Bildchen steht, ist teilweise noch viel erschreckender: "SUCHE MEINE KUSCHELMAUS" (viel Glück!) oder "KLICK MICH!" (wie kreativ...) oder "WER WILL MICH?" (ich nicht!) oder "ICH WERDE DICH VERWÖHNEN!" (ja genau, bevor oder nachdem ich Dir Nüsschen und Bier auf den Wohnzimmertisch gestellt habe?) und am allerschlimmsten: "GEILER HENGST SUCHT GEILE STUTE!" (Auf dem Foto daneben sehe ich einen milchgesichtigen Anfang-30er mit Glasbaustein-Brille und Mecki-Haarschnitt in einem Rollkragenpullover. Nicht gerade hengstmässig.) Als ich gerade die Nase volle habe, fällt mein Blick auf das Foto eines nett aussehenden jungen Mannes, der laut seiner Angaben 27 ist, gerne Essen und ins Kino geht und mit dem man Pferde stehlen kann. (Aber, bitte keine "Hengste"! Ha, ha, ha...Brüller...). "KEEP SMILING!" steht über seiner Anzeige. Da das mein Tagesmotto ist und ich diesen Mann auch sonst ganz sympathisch finde, beschliesse ich, einfach mal Kontakt aufzunehmen. Kann ja erstmal nichts Schlimmes passieren. Ich verfasse abends zu Hause eine E-mail und erzähle ein bischen über mich und warum gerade er und so. Das Übliche eben. Ein schönes Foto von mir hänge ich natürlich auch noch dran. Am nächsten Tag prüfe ich zuerst mein E-mail-Postfach bevor ich mit der Arbeit beginne." 0 neue Nachrichten." Mist. Blödmann. Was fällt dem eigentlich ein? Meint der, er wäre was Besseres? Dann eben nicht, der weiss ja gar nicht, was er verpasst. Ha! Und diesem Deppen habe ich meine höchstprivate E-mail-Adresse verraten. Pöh! So gefrustet arbeite ich mich durch den Tag. Ausserdem nehme ich mir vor, mir nie mehr diese saudoofen Singleseiten anzusehen.
Am nächsten Morgen checke ich mein Postfach. Nicht, wegen dem Blödmann, sondern weil ich ja sonst nicht weiss, ob ich E-mails bekommen habe. Zum Beispiel, den wichtigen Newsletter von Tchibo und den von Pedigree und den vom Ottoversand natürlich auch. Das muss ich nachsehen. Und dannn steht da auch tatsächlich "2 neue Nachrichten". Die erste Nachricht ist auch gleich Viagrawerbung. LÖSCHEN. So, jetzt die zweite Nachricht: "DEINE MAIL" steht da. Ich schlucke. Sollte er nun doch...? Der Absender heisst schubiduuu@gaga.de. Ach Du meine Güte, ist das albern! Wie sich herausstellt heisst Schubiduuu in Wirklichkeit Tim, wohnt etwa 20 Kilometer von mir entfernt und schreibt eigentlich ganz nett. Ist ja 'n Ding.
Wir mailen uns ab da zwei bis drei mal am Tag und tauschen viele Infos übereinander aus. Das heisst, ich tausche. Er antwortet eigentlich erst nach mehrmaliger Aufforderung auf meine Fragen und schreibt ansonsten gerade, was ihm so einfällt. Dass er gerade arbeiten war und Stau auf der Autobahn hatte, dass an der Supermarktkasse eine Riesenschlange war und dass er 'nen Haufen Werbung in seiner Post hatte. Naja, vielleicht ist er nicht so ein Schreiberling und redet lieber? Hey, ich bin nicht mehr so wählerisch, Leute, lasst mich mal machen! Obwohl mir dabei ziemlich mulmig ist, schreibe ich ihm nach ein paar Tagen meine Handynummer auf mit dem Hinweis, er könne mich doch gern mal anrufen. Am darauffolgenden Abend bekomme ich von ihm eine SMS. Feigling! ist das erste, was mir einfällt. Wie sich zudem herausstellt ist er beim SMSen auch nicht viel kreativer "hallo! was machst du grade?" Uaaaah, was habe ich mir denn da angelacht? Ich schreibe:"sitze gerade auf'm Klo", aber bevor ich es abschicke, beruhige ich mich wieder und lösche den Text. Jetzt leg' doch nicht gleich wieder alles auf die Goldwaage Vielleicht denkt er ja nur, er hat Dich jetzt bei irgendwas gestört und will höflich sein? Hm. Klingt gut. Also SMSe ich zurück "komme gerade vom Sport (stimmt zwar nicht, aber das klingt besser als "hänge vor dem Fernseher") und will jetzt duschen." So. Abgeschickt. Das wird ihn ja wohl zu einer richtig guten Antwort animieren, hoffe ich. 10 lange Minuten später (der kann das wohl nicht mit dem Tippen?) piepst es wieder. Schubiduuu schreibt "echt?". Ich schmeisse mein Handy quer durch's Zimmer auf mein Bett. AAAAAAAHHHHHH! Das kann doch nicht wahr sein? Was ist denn das für'n Idiot? Ich Depp, warum ich, warum der? Soll ich was antworten? Eigentlich habe ich keine Lust. Ich will ihn mit Schweigen strafen. Fängt ja gut an. Mein Handy piepst wieder. Ich lese: "echt?" Hat der Depp das doch tatsächlich nochmal geschickt! Aua. Ich tippe wutenbrannt "nee, unecht!" und schicke es ab. Er schreibt zurück "ich häng grad vorm fernsehn. gzsz kommt. cool." Oh nein. Ein Soap-Fan. Mir bleibt nichts erspart. Ich will nicht mehr und bin gerade kurz davor, mein Handy ausschalten, als es wieder piepst. Schubiduu hau' ab! denke ich. "wollen wir uns mal treffen? kaffee oder so?" schreibt er. Hm. Und jetzt? Eigentlich will ich ihn nicht treffen, aber die E-mails waren schon ganz okay. (Nee, waren sie nicht.) Jedenfalls besser als die SMS'. Was nun? Diplomatisch antworte ich "wo und wann denn? hast du einen vorschlag?". Er schreibt, bei ihm im Ort sei ein Café, wo wir uns treffen können. Das mag ich aber nicht, weil ich neutrales Gebiet bevorzuge. Ich schlage also ein Café in einer anderen Stadt vor. Er schreibt daraufhin "das ist doch doof da. komm lieber her.". Jetzt platzt mir der Kragen. Ich schalte das Handy aus und gehe ins Bett. Am nächsten Morgen habe ich eine E-mail von Tim im Postfach. Da steht: BETREFF: WAS ISN JETZT? Kotz.. Der scheint ja total notgeil zu sein. Was für ein Penner. Wenn der sich jetzt schon so entpuppt, wie ist der dann in drei Monaten? Ich lese weiter. "Hast ja gar nichts mehr geschrieben gestern. Gehst Du so früh ins Bett? Das werden wir wohl bald ändern müssen, gell? ;-) Wann treffen wir uns denn jetzt?" Gar nicht, Junge! Mach' doch, was du willst! Das reicht mir jetzt. Nun hab' ich soviel Zeit in diese Geschichte investiert und dann sowas. Ich denke gar nicht gross nach und tippe los: "Hallo Tim, was ich Dir jetzt schreibe, fällt mir nicht leicht." Ich überlege kurz und tippe weiter: "Doch – eigentlich schon. Such' Dir eine, die zu Dir passt! Ich bin draussen! Mir reicht's! Tschüss!" Als ich die E-mail abgeschickt habe, tut mir mein harter Ton doch ein bisschen leid. Trotzdem bin ich froh, dass ich jetzt wieder meine Ruhe habe und freue mich auf meinen Single-Arbeitstag, meinen Single-Feierabend und meine Single-Nacht. Auf jeden Fall hat mir die ganze Sache geholfen, mich wieder mal sehr am Alleinsein zu erfreuen!
Ach so, die ausführliche Antwort von Tim lautete übrigens: "ach, scheisse..."
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Single...
hollygolightly30, 10:29h
Warum kann es mit Beziehungen nicht so sein, wie mit einem Mietvertrag? Wenn man vorzeitig auszieht, muss man doch auch einen Nachmieter beschaffen. Warum kann derjenige, der mich verlässt, mir nicht also auch vorher einen neuen Lover beschaffen? Das fände ich nur gerecht, schließlich hat er ja den "Vertrag" vorzeitig aufgelöst! Aber nein, ganz anders ist der Fall: Die anderen vergnügen sich anderweitig und ich kann sehen, wo ich jetzt den Nächsten herbekomme. So etwas ist einfach nicht fair. Mein Ex-Freund Björn zum Beispiel: Der entschied sich urplötzlich dafür, doch lieber wieder mit seiner Ex-Freundin zusammen zu sein, was ich durch die Blume gesagt bekam. Eigentlich durch's Telefon. Da wurde alles, was wir beide vorher gut fanden, auf einmal negativ gesehen: Wochenendbeziehung, Altersunterschied, Heirat und Familie, etc.. Schliesslich gestand er mir dann doch, wieder auf seine Ex-Flamme hereingefallen zu sein. Arsch. (Ich habe jetzt nicht "Typisch Mann" gesagt, das bitte ich zu beachten.) Ich war jedenfalls ziemlich gefrustet und wollte mich gleich wieder ins nächste Abenteuer stürzen. Nur fanden sich keinerlei Abenteuer, nicht mal Unabenteuerliches fand sich. Björn war glücklich und ich konnte gucken, wo ich blieb. Mittlerweile hat er sich übrigens eine ganz Andere angelacht (also war die Ex doch nicht so der Reisser, ätsch!), dier er schliesslich kurz darauf heiratete und ist nun sogar Familienvater. Viele Grüsse an "Björn" in Niedersachsen an dieser Stelle!
Als Single hat man es wirklich nicht einfach. Gut, man kann sein ganzes klägliches Nettoeinkommen für sich allein behalten und seine Freizeit einteilen wie man will, in den Kühlschrank kommen nur Sachen, die man selbst mag und das Fernsehprogramm darf man allein bestimmen. Man hat das ganze breite Bett für sich allein, in dem man nachts ganz in Ruhe vor sich hingrunzen und -schnarchen kann und keiner hört es. Das ist für eine Weile ja auch alles ganz nett, aber manchmal fühle ich mich auch einsam. Es wäre schön, wenn abends mal jemand auf mich warten würde, wenn ich nach Hause komme. Oder wenn ich im Winter in meinem Bett nicht so frieren müsste. Ausserdem nervt der Spruch "Geh' doch mal unter Leute! Da muss sich doch einer finden lassen!?". Ha, ha, ha! Ich bin jedes Wochenende unterwegs, aber es liess sich seit Jahren keiner mehr "finden". Warum, weiss ich nicht. Ich bin nicht hässlich und nicht dick, habe weder einen Buckel, noch Brandmale oder das Tourette-Syndrom. Allerdings sehe ich selbst auch kaum männliche Wesen, die mir gefallen. Und wenn doch, haben sie ihre Freundin oder ihren Lover dabei. Soviel dazu. Vielleicht sollte ich es doch mal mit einer Kontaktanzeige versuchen...?
Als Single hat man es wirklich nicht einfach. Gut, man kann sein ganzes klägliches Nettoeinkommen für sich allein behalten und seine Freizeit einteilen wie man will, in den Kühlschrank kommen nur Sachen, die man selbst mag und das Fernsehprogramm darf man allein bestimmen. Man hat das ganze breite Bett für sich allein, in dem man nachts ganz in Ruhe vor sich hingrunzen und -schnarchen kann und keiner hört es. Das ist für eine Weile ja auch alles ganz nett, aber manchmal fühle ich mich auch einsam. Es wäre schön, wenn abends mal jemand auf mich warten würde, wenn ich nach Hause komme. Oder wenn ich im Winter in meinem Bett nicht so frieren müsste. Ausserdem nervt der Spruch "Geh' doch mal unter Leute! Da muss sich doch einer finden lassen!?". Ha, ha, ha! Ich bin jedes Wochenende unterwegs, aber es liess sich seit Jahren keiner mehr "finden". Warum, weiss ich nicht. Ich bin nicht hässlich und nicht dick, habe weder einen Buckel, noch Brandmale oder das Tourette-Syndrom. Allerdings sehe ich selbst auch kaum männliche Wesen, die mir gefallen. Und wenn doch, haben sie ihre Freundin oder ihren Lover dabei. Soviel dazu. Vielleicht sollte ich es doch mal mit einer Kontaktanzeige versuchen...?
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